Wien - In Österreich sind in den ersten Monaten dieses Jahres die Arbeitskosten im Schnitt um drei Prozent gestiegen. Dabei sind Löhne und Gehälter nominell um 3,2 Prozent, die Sozialbeiträge der Arbeitgeber um 2,8 Prozent gestiegen. Das wirke allerdings nur auf den ersten Blick viel, meint der Konjunkturexperte des Wirtschaftsforschungsinstitutes (Wifo), Marcus Scheiblecker, im STANDARD-Gespräch.

Zieht man nämlich von den höheren Stundenlöhnen die Inflationsrate von 2,9 im ersten Quartal 2005 ab, bleiben Herrn und Frau Österreicher als Reallohnleistung nur "schwache 0,3 Prozent übrig."

Überdurchschnittlicher Anstieg beim Handel

Interessant sind die jüngsten Zahlen der Statistik Austria auch deshalb, weil erstmals die Werte für den Dienstleistungsbereich vorliegen. Dort stiegen die heimischen Arbeitskosten um 2,3 Prozent. Einen überdurchschnittlichen Anstieg verzeichnete laut Statistik Austria dabei der Handel mit 4,9 Prozent und das Kredit- und Versicherungswesen mit 2,9 Prozent.

Moderate Zuwächse gab es im Beherbergungs- und Gaststättenbereich mit einem Plus von 1,3 Prozent sowie im Realitätensektor mit 1,7 Prozent. Beim Verkehr und bei der Nachrichtenübermittlung beobachteten die Statistiker sogar einen Rückgang von 0,7 Prozent. Höher fiel das Wachstum im produzierenden Bereich aus.

Der stärkste Anstieg im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres wurde im Sektor Energie- und Wasserversorgung verbucht. Dort findet sich ein Zuwachs von 5,5 Prozent. In der Sachgütererzeugung stiegen die Kosten pro Arbeitsstunde um 2,6 Prozent. Das Bauwesen verzeichnete 1,9 Prozent. Im Bergbau gab es ein Plus von 3,7 Prozent - nachdem Ende 2004 in diesem Wirtschaftszweig Rückgänge beobachtet wurden.

In den absoluten Zahlen, welche die europäische Statistikbehörde Eurostat erhebt, gehörte Österreich mit durchschnittlich 23,60 Euro "gemessen an den Arbeitskosten zu den teuersten Ländern in der EU". Deutschland übertrumpft noch mit durchschnittlich veranschlagten 26 Euro pro Stunde. Am unteren Ende der Skala rangieren Spanien (14,22 Euro), Griechenland (10,40 Euro) und Portugal (8,13 Euro). (Monika Bachhofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11./12.6.2005)