Mattersburg - Mit alten Tugenden will der österreichische Fußball-Bundesligist SV Mattersburg an jüngste Erfolge anschließen. Im Gegensatz zu einigen anderen Klubs verzichtet der Fünfte der abgelaufenen Saison größtenteils auf die Verpflichtung von bekannten neuen Spielern und setzt dafür auf Kontinuität, die "burgenländische Komponente" und einen verantwortungsvollen wirtschaftlichen Kurs.

Namhafte Zugänge sind der als Libero vorgesehene 31-jährige Ex-Austrianer und -Rapidler Krzystof Ratajczyk aus Polen und der 30-jährige burgenländische Ex-Admiraner Enrico Kulovits (beide Einjahresvertrag plus Option auf ein weiteres Jahr). Dazu kommen der 22-jährige Stürmer Markus Hanikel (2+1) von den lizenzlosen Untersiebenbrunnern sowie mit dem 24-jährigen Clemens Ivanschitz (1+2), Bruder von ÖFB-Teamkapitän Andreas, und dem 19-jährigen Goalie Christian Pfeiffer zwei Burgenländer.

Pfeiffer ersetzt den zu Rapid abgewanderten Raimund Hedl. Außerdem haben "Urgestein" Toni Köszegi (Karriereende), Sergej Mandreko, der Ungar Zoltan Fülöp, der Südafrikaner Jabu Pule, der Slowake Frantisek Hanc, Jürgen Rauchbauer und Michael Koller die Mattersburger, die am Montag in die Saisonvorbereitung starteten, verlassen.

Zahlenmäßig wurde der Kader der Kampfmannschaft also verkleinert, dennoch ist Trainer Franz Lederer überzeugt, eine schlagkräftigere Truppe zur Verfügung zu haben, zumal in den kommenden Tagen auch noch ein starker ausländischer Stürmer kommen soll. "Ich bin zufrieden mit den Transfers. Wir haben dort den Hebel angesetzt, wo wir es vorgehabt haben", erklärte der Coach, der die Mattersburger zur besten Platzierung eines burgenländischen Vereins in der Geschichte der höchsten österreichischen Spielklasse geführt hatte.

Eine Wiederholung dieses Erfolgs wird schwierig, das weiß auch Lederer. "Aber wir werden den Kampf annehmen, und wenn alle gesund bleiben und ordentlich arbeiten, müssen wir uns nicht verstecken."

Diese Meinung vertrat auch Obmann Martin Pucher bei der Saisoneröffnungs-Pressekonferenz im Mattersburger Florianihof. "Wir haben die Qualität des Kaders im Durchschnitt gehoben", sagte Pucher, der eine Platzierung zwischen Rang fünf und acht als Saisonziel vorgab. "Das wird schwierig genug, allein schon wenn man sich die Salzburger anschaut. Mit ihnen gibt es einen neuen Giganten, der vom Himmel strahlt. Sie waren zuletzt hinter uns, im nächsten Jahr werden sie wohl vor uns sein. Die Liga insgesamt wird stärker", vermutete der Obmann.

Dennoch werde man sich nicht in finanzielle Abenteuer stürzen. "Unser wichtigster Grundsatz ist, im Rahmen unserer wirtschaftlichen Möglichkeiten zu agieren. So lange ich Obmann bin, werden wir diesen Weg nicht verlassen", betonte Pucher und gab zu: "Nüchtern betrachtet haben wir auf Grund der Wirtschaftskraft unserer Umgebung in der Bundesliga nichts verloren."

Trotz fehlender großer Sponsorgelder (1,2 Mio. Euro kassiert der SVM von seinen Werbepartnern) geht es den Mattersburgern nicht schlecht. 950.000 Euro Überschuss wurden in der vergangenen Saison erwirtschaftet - das finanziell gesehen zweitbeste Jahr der Burgenländer in der Vereinsgeschichte nach einem Plus von 1,2 Mio. Euro im Spieljahr 2003/04, wenn auch ein Wermutstropfen von 20.000 Fans weniger (den Pucher u.a mit dem schlechten Wetter zu Frühjahrsbeginn und den belanglosen Spielen zu Saisonende erklärte) blieb.

Rund 5,8 Mio. Euro beträgt das Budget für die kommende Saison (55 bis 60 Prozent davon stammen laut Pucher aus Zuschauer-Einnahmen) und ist damit um ungefähr 300.000 Euro höher als im Vorjahr.(APA)