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Neo-Klub-Boss Didi Mateschitz.

Foto: Reuters/Toernstrom
Salzburg - In Anwesenheit Figos, des bei Real Madrid ausgemusterten Portugiesen, hätte Boss Dietrich Mateschitz tatsächlich eher unglaubwürdig geklungen. Sagte er doch, dass der neue Big Player der österreichischen Bundesliga mit einem Budget auskommen wird, das "nicht einmal die Hälfte der kolportierten 35 Millionen Euro" ausmacht.

Geschäftsführer Kurt Wiebach, einst selbst Trainer in Salzburg, und der neue Cheftrainer Kurt Jara haben aber schon genug Marie bekommen, um einen 22-Mann-Kader zu formen, der aus dem Stand Meister werden sollte. Zunächst würde man sich - ein wenig Bodenhaftung macht sich gut zwischen Mateschitz' restaurierten Flugmaschinen im Hangar-7 - 2006 auch mit Platz drei und der UEFA-Cup-Teilnahme bescheiden. Die jüngsten Errungenschaften heißen Wolfgang Mair (Teamstürmer, von Wacker Tirol, Ablöse geheim, Zweijahresvertrag) und Sebastian Miranda (Chilene von Union Espanola, detto, detto).

Insgesamt 14 Neuerwerbungen präsentierte Jara den rund 300 VIPs und Pressevertretern auf einem Stück jenes Kunstrasens der neuesten Generation (FIFA-2-Star), der zwischen 5. und 10. Juli im Stadion Wals-Siezenheim verlegt wird. Naturrasen kann selbst ein von Mateschitz beflügelter Verein nämlich nicht bis Meisterschaftsbeginn am 13. Juli hinzaubern. Wobei - man hätte auch bis 20. Juli Zeit, da feiert Red Bull Salzburg in den neuen weiß-roten Dressen seine Heimpremiere gegen Mattersburg. 10.000 Abonnenten, so Wiebach, sollen da schon dabei sein. In der ersten Runde geht es in Blau-Weiß und in Graz gegen den GAK.

Reichlich wenig Zeit also für den Trainer, aus den sieben österreichischen und fünf nichtösterreichischen Internationalen sowie den restlichen Hoffnungsträgern eine schlagkräftige Mannschaft zu formen. "Aber Zeit hast du ohnehin nie genug. Ich kenne das aus Kaiserslautern, Hamburg, vom FC Tirol. Der Druck ist sofort da, und er ist groß. Deshalb haben wir ja auch erfahrene Spieler geholt", sagt Jara. Sie sind natürlich alle gerne gekommen. Nur der Tscheche Vratislav Lokvenc, Teamstürmer und wohl international größter Star der Truppe, gab zu, dass es auch der Entlohnung wegen gewesen sein könnte. Er, so Lokvenc, habe noch nie einen so guten Vertrag unterschrieben.

Alle anderen, ob jetzt Markus Schopp, Alexander Manninger, der noch an der Schulter verletzte Thomas Linke oder sein Bayern-Kumpel Alexander Zickler, sind natürlich vor allem der lohnenden Aufgabe wegen gekommen. "Ich hatte viele Angebote in Italien, aber nur hier gibt man mir die Möglichkeit, drei Jahre, bis zur Heim-EM 2008, auf höchstem Niveau zu spielen", sagt Schopp, der ablösefrei aus Brescia kam. "Ich möchte noch auf den WM-Zug aufspringen. Hier habe ich die Chance dazu", sagt der Deutsche Zickler, und er meint nicht die WM 2010.

In Salzburg, da ist etwas Großes im Entstehen, das sagen sie alle. Und keiner würde widersprechen. Wo sonst werden Journalisten mit Marschall Titos DC6 (Baujahr 1958, aber schon ordentlich restauriert) eingeflogen? Wer sonst, außer den Bayern, kann sich der segnenden Hand von Kaiser Franz Beckenbauer rühmen? Leider war er am Montag nicht im Hangar-7 mit dabei, sonst hätte bloß die Schwerkraft zur Bodenhaftung nicht ausgereicht.(Sigi Lützow; DER STANDARD Printausgabe, 14. Juni 2005)