Der Richter im Jackson-Prozess: Rodney Melville

Rodney Melville, der Richter im Prozess gegen Popstar Michael Jackson, hat mit fester Hand und trockenem Humor den "Jahrhundertprozess" schneller als erwartet durchgezogen. Der von Kollegen als extrem fair und sehr erfahren beschriebene Jurist legte gleich zu Beginn ein flottes Tempo vor. Schon bei der Jury-Auswahl beschränkte er die Befragung der einzelnen Kandidaten durch die Anwälte auf je zehn Minuten. Den zwölf Geschworenen servierte der 63- Jährige die "Melville"-Diät. "Wir werden alle 30 Pfund abspecken", prophezeite der Richter mit Blick auf sein straffes Tagesprogramm, in dem nur kurze Snackpausen erlaubt waren.

Dass er mit sanfter Stimme, aber fester Hand agiert und keine Mätzchen im Gerichtssaal duldet, musste Michael Jackson schon bei der ersten Anhörung im Januar 2004 erfahren: Seine 20-minutige Verspätung sei eine "Beleidigung des Gerichts", rügte Melville.

Mit witzigen Bemerkungen hakte der Richter gelegentlich bei den Geschworenen nach, ob sie noch aufpassen würden. Zuschauer und Reporter ließ er im Gericht zu, nicht aber Fernsehkameras, aus Sorge vor einem noch größeren Medienzirkus. Nur ein Zugeständnis machte Melville zum Prozessende: Die Urteilsverlesung wird Live im Fernsehen übertragen.

Normalerweise werden Richter beim Oberen Gericht in Santa Barbara per Losverfahren ermittelt, doch für den Jackson-Fall wurde Melville wegen seiner langjährigen Erfahrung und Eignung ausdrücklich ernannt. "Er hat von kleinen Diebstählen bis zu Mordfällen mit Todesstrafe alles abgehandelt", erklärte ein Vorsitzender beim Superior Court im Kreis Santa Barbara.

Nach einem Karrierestart als Strafverteidiger im südkalifornischen San Bernardino war Melville Anfang der 70er Jahre in den kleinen Ort Santa Maria gezogen, wo er sich als Strafverteidiger einen Namen machte. 1987 wurde er zum Richter im Kreis Santa Barbara ernannt.

Der Staatsanwalt: Tom Sneddon

Michael Jacksons "Erzfeind", Oberstaatsanwalt Tom Sneddon, hat in dem Missbrauchprozess nicht das letzte Wort behalten. Für das wichtige Schlussplädoyer schickte der scharfzüngige Strafverfolger seinen wortgewandten Vertreter Ron Zonen ins Feld. "Sneddon ist selber zur Zielscheibe von Jacksons Verteidigern geworden, als übereifriger Verfolger, der den Popstar bis ans Ende der Welt jagen würde", so erklärte eine Prozessbeobachterin den Rückzieher.

Sneddon erntete wenig Lob, als die Anklage die Beweisführung beendete. Der Fall stehe auf wackeligen Füßen, hieß es. Sneddon habe Zeugen an Land gezogen, denen man nicht trauen kann. Doch ihm war ein entscheidender Coup gelungen. Er konnte den zuständigen Richter davon überzeugen, frühere Missbrauchsvorwürfe aus den 90er Jahren in dem aktuellen Verfahren zuzulassen. Damit wollte Sneddon den Sänger als pädophilen Wiederholungstater darstellen.

Schon vor zehn Jahren war Sneddon Missbrauchsvorwürfen gegen den Popstar nachgegangen, doch es kam nicht zum Prozess. Jackson hatte der Familie des damals betroffenen Jungen eine Millionenabfindung gezahlt. In einem Lied auf seinem HIStory-Album besingt Jackson Sneddon als "kalten Mann".

Der neunfache Familienvater, Vietnamveteran und Karrierejurist Sneddon gilt als kämpferischer Verfechter von Recht und Gesetz. Kollegen beschreiben den 63-Jährigen als hartnäckig, scharfzüngig und zielgerichtet.

Energisch bestreitet Sneddon, nach seinem ersten Scheitern jetzt einen Rachefeldzug gegen Jackson zu führen. Doch die Genugtuung war dem selbstsicheren Juristen bei einem Presseauftritt nach Jacksons Verhaftung anzusehen. So erlaubte er sich einige Scherze, für die er sich später jedoch im Fernsehen entschuldigte.

Seit mehr als 30 Jahren macht Sneddon in Santa Barbara Jagd auf Verbrecher; 1983 wurde der Republikaner zum Top-Ankläger des Bezirks gewählt und seither regelmäßig in seinem Amt bestätigt.

Der Verteidiger: Thomas Mesereau

Star-Verteidiger Thomas Mesereau hat das geschafft, was viele nicht für möglich hielten. Tag für Tag folgte der frühere "King of Pop" dem imposanten Anwalt mit grauer Löwenmähne vor Gericht und aufs Wort. Auf Wunsch seines Verteidigers trat Jackson selbst nicht in den Zeugenstand. Mit seinem Anwalt sei er "sehr zufrieden", lobte der Popstar kurz vor Ende des Verfahrens. Mit brillantem Geschick hatte Mesereau Jacksons Beschuldiger ins Kreuzverhör genommen und die Glaubwürdigkeit des 15-jährigen Jungen und dessen Mutter schwer in Zweifel gezogen.

Mesereau war von Beginn an der Wunschkandidat des Popstars. Als Jackson nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe Ende 2003 Mesereau anheuern wollte, lehnte der Mittfünfziger jedoch aus Zeitgründen ab, weil er damals noch den wegen Mordes angeklagten Schauspieler Robert Blake vertrat. Wegen unüberbrückbarer Differenzen mit Blake gab er den Fall im Februar 2004 jedoch ab. Im April trennte sich Jackson von seinen Anwälten Mark Geragos und Benjamin Brafman und ersetzte sie durch Mesereau.

Als Jackson in zehn Punkten angeklagt wurde, darunter der versuchten Kindesentführung und sexueller Handlungen an einem Minderjährigen, plädierte Mesereau auf "nicht schuldig". Sein Mandant sei das Opfer fabrizierter Lügen und geldgieriger Betrüger, die Jacksons Großzügigkeit ausnutzen wollten. Ein Staraufgebot an Entlastungszeugen hatte Mesereau versprochen, darunter Elizabeth Taylor und Diana Ross. Prominenten Schutz erhielt Jackson am Ende nur von Ex-Kinderstar Macaulay Culkin, der jedweden Missbrauch als "lächerlich" abtat.

Mesereau wurde 1950 in New York geboren, studierte in Harvard und gehört einem Anwaltsbüro in Los Angeles an. Den Umgang mit Prominenten ist er gewohnt. So stand er schon Box-Champion Mike Tyson zur Seite. Nach Angaben des Senders MSNBC traf er sich im Gefängnis mit Sekten-Führer Charles Manson, der einen Anwalt suchte. Doch vor allem Mesereaus unentgeltliche Rechtshilfe für Minderheiten und Arme soll den Ausschlag für Jacksons Entscheidung gegeben haben.

Mesereau, ein ehrenamtlicher Helfer in einer schwarzen Methodistenkirche in Los Angeles, hat in Südstaaten-Prozessen mehrere afroamerikanische Angeklagte vor der Todeszelle bewahrt. Er selbst stammt aus einer wohlhabenden, weißen Familie mit Militärtradition.