Wien - Jahrelang seien die USA ganz oben auf der Ziel-Liste islamistischer Terroristen gestanden. Doch nun sei ein neues, leichteres Opfer ins Visier der Extremisten gerückt, nämlich Europa, warnt der internationale Terrorexperte Rohan Gunaratna im Gespräch mit der Tageszeitung "Die Presse". Auch in Österreich gebe es eine "kleine radikalisierte Gruppe"

"Für die Europäer ist die Gefahr heute am größten", betonte Gunaratna, der laut "Presse" als einer der weltweit besten Kenner von Osama bin Ladens Terrornetzwerk Al-Kaida (al-Qaeda) gilt.

Die USA hätten seit den Anschlägen vom 11. September den Schutz ihrer Grenzen verbessert. Für Terroristen sei es schwieriger geworden, nach Amerika zu gelangen. Deshalb würden Islamistengruppen aus Nordafrika und Asien ihre Kämpfer nun vor allem nach Europa schleusen.

Der EU-Raum sei aber nicht nur von Terror bedroht, der von außen komme. "Die größte Gefahr geht heute von radikalisierten moslemischen Gemeinden in Europa selbst aus", stellt Gunaratna fest. "Jahrelang haben sich die europäischen Behörden und Politiker nicht in das eingemischt, was sich in manchen Moscheen und islamischen Schulen abgespielt hat. Sie hielten Interventionen für politisch unkorrekt und haben erlaubt, dass islamische Geistliche den Dschihad predigen."

Mit den Hasspredigten einiger Extremisten sei der Boden für spätere Gewalttaten aufbereitet worden - etwa für die Anschläge in Madrid vor mehr als einem Jahr.

Auch in Österreich gebe es, behauptet der Terror-Experte, eine "kleine radikalisierte islamische Gruppe". Jahrelang hätten Jihadisten von Österreich aus operiert, etwa über die "Third World Relief Agency". Diese radikalen Gruppen seien in Zukunft eine Gefahr auch für Österreich. Die Sicherheitskräfte müssten die Szene weiter im Auge behalten und ihre diesbezüglichen Kenntnisse verbessern, so der Analytiker. (APA)