Seit klar war, dass die Granden der Josefstadt den 43-Jährigen auch für die künftige Direktorenrolle als Erstbesetzung sahen, wurden umsichtig die nächsten Schritte geplant. Im vergangenen Dezember führte Föttinger erstmals Regie und arbeitete mit jenen Vorgängern, deren väterlichen Rat er zumindest in den nächsten Monaten brauchen dürfte: Helmuth Lohner und Otto Schenk. Seine Inszenierung von Nestroys "Kampl" gab vermutlich auch einen Vorgeschmack auf die künftigen Eckpfeiler: Kontinuität und Konvention.
Robert Jungbluth, langjähriger Geschäftsführer und Gesellschafter der Josefstadt, hatte unmittelbar nach dem Ausscheiden Hans Gratzers Herbert Föttinger als möglichen Nachfolger ins Spiel gebracht. Eine "Hauslösung", so wurde stets von Seiten des Theaters betont, entspreche nicht nur der Tradition des Hauses, das stets auf sein Ensemble stolz sein konnte, sondern sei auch nach der verunglückten Direktion Gratzers die beste Wahl. "Ein kluger Mann. Er wird das schaffen", hatte Jungbluth im April gemeint: "Vielleicht kann ihm für den Anfang Helmuth Lohner helfen." Gleichzeitig meinte er aber auch: "Föttinger ist nicht die tollste Lösung, aber gerade die tollsten Lösungen sind dann nicht immer so toll wie man geglaubt hat."
Mit der neuen Stiftung, um die Jahre lang gerungen und die Ende Mai endlich unterzeichnet wurde, hat sich der Subventionsgeber eine Einflussmöglichkeit auf die Direktorenwahl geschaffen. Alle vorherigen Absprachen, über die gemunkelt wurde, wurden stets offiziell dementiert. Gekürt hat der dreiköpfige Stiftungsvorstand unter Vorsitz von Günter Rhomberg nach extrem kurzer Direktorensuche den Hausfavoriten Föttinger, der heute, Dienstag, präsentiert wurde.
Biografie
Föttinger wurde am 25. Juli 1961 in Wien geboren. Er nahm privaten Schauspielunterricht bei Peter P. Jost und gründete bereits im Alter von 16 Jahren eine Jugendtheater-Gruppe im Waldviertel. Ab 1984 spielte er am Städtebundtheater im deutschen Hof an der Saale, am Landestheater Detmold (1985-1987), am Stadttheater Hildesheim (1987-1988), am Schauspielhaus Graz (1988-1990) und am Wiener Volkstheater (1990-1993). Sein Debüt am Theater in der Josefstadt gab er 1993 als Alfred in Ödön von Horvaths "Geschichten aus dem Wienerwald" in einer Inszenierung von Karlheinz Hackl, seit damals ist er auch Ensemblemitglied.
Seine Rollen im Theater ...
Mit zahlreichen Hauptrollen wurde Föttinger zum Jungstar der Josefstadt, etwa als Serge in Yasmina Rezas "KUNST", Jaromir in Hofmannsthals "Der Unbestechliche", Flottwell in Raimunds "Der Verschwender", Don Juan in Frischs "Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie" oder Jean in "Fräulein Julie". In "Heimliches Geld, heimliche Liebe" glänzte Föttinger 2001 in seiner ersten Nestroy-Rolle mit abgeklärtem Zynismus und chauvinistischem Gespür. Weiters war er u.a. zu sehen als Gregers in "Die Wildente", als Molnárs "Liliom" und als Rappelkopf in "Der Alpenkönig und der Menschenfeind". Zuletzt hatte Föttinger, der mit seiner Schauspielerkollegin Sandra Cervik verheiratet ist, als "Amphitryon" Premiere.
... und im Fernsehen