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Die historischen Räume des Wiener Hofkammerarchivs mit den Regalen und den Faszikeln und das Direktionszimmer Franz Grillparzers sollen in der bisherigen Form erhalten bleiben.

Foto: APA/Gindl
Wien - Die Gespräche über die Zukunft des Hofkammerarchivs in der Wiener Johannesgasse zwischen Bundesdenkmalamt und der zuständigen Sektion im Kanzleramt haben erste Ergebnisse gebracht. Demnach scheint eine vollständige Absiedelung des historischen Archivs vom Tisch, während im Parterre und im 4. und 5. Obergeschoß des Baus eine neue kulturelle Nutzung möglich sein wird. Im April waren Übersiedlungspläne nach Erdberg bekannt geworden und hatten zu Protesten des Denkmalamtes geführt.

Auf mindestens 427 Jahre Geschichte kann das Hofkammerarchiv in Wien zurückblicken: Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Einrichtung 1578 - sie ist damit das älteste aller Wiener Archive. Im Hofkammerarchiv werden die Akten und Urkunden der zentralen Finanzbehörde der Habsburger Monarchie, der Hofkammer, aufbewahrt. Heute Teil des Österreichischen Staatsarchivs, hat die Institution ihren Sitz in der Johannesgasse in Wien-Innere Stadt.

"Superministerium" Hofkammerarchiv

Die 1527 gegründete Hofkammer war zunächst nur für die Verwaltung des landesfürstlichen Kammergutes zuständig. Ihr Aufgabenbereich wurde jedoch bald dahingehend erweitert, dass sie alle Gelder für Staat, Armee und die Ausgaben des Hofes zu beschaffen hatte. Ihre größte Bedeutung erlangte die Kammer unter Kaiserin Maria Theresia (1717 bis 1780), die die Behörde zu einem "Superministerium" transformierte, das für Finanzverwaltung, Wirtschaft, Handel, Bergbau, Bauten, Kredit, Geldwesen, Verkehr und Ausgaben des Hofes zuständig war. Erst die Revolution von 1848 beendete die mehr als 300-jährige Geschichte der Hofkammer, deren Agenden auf mehrere Ministerien und Ämter aufgeteilt wurden.

Das Archiv blieb jedoch weiterhin bestehen und übersiedelte just im Jahr 1848 vom Minoritenplatz in das neue Gebäude in der Johannesgasse, das gezielt auf die Anforderungen einer solchen Einrichtung ausgerichtet war. Das Biedermeier-Haus war von Paul Sprenger (1798 bis 1854) geplant worden. In seinem Internetauftritt unterstreicht das Hofkammerarchiv noch heute die Qualität des Gebäudes: "Es ist als Archiv voll funktionsfähig".

Seit 1832 bis zu seiner Pensionierung 1856 war der auch damals bereits bekannte, wenn auch nicht unumstrittene Dichter Franz Grillparzer (1792 bis 1871) Direktor des Archivs. Dessen Arbeitszimmer im zweiten Stock des Hauses ist bis heute so erhalten, wie es der Direktor 1856 verlassen hat - inklusive des Stehpults, an dem er einen Teil seiner Dramen schrieb. (APA)