Moskau - Flüchtlinge aus Tschetschenien werden einer
Studie zufolge in Russland unter Druck gesetzt und zur Rückkehr in
das Kriegsgebiet genötigt. Flüchtlingen, die in Europa Asyl
beantragten, werde dann von den jeweiligen Behörden geraten, nach
Russland zurückzukehren, erklärte der norwegische Flüchtlingsrat in
einer am Dienstag in Moskau vorgestellten Studie. Willkürliche
Anschuldigungen, falsche Verdächtigungen und nicht zulässige
Personenkontrollen seien in Russland an der Tagesordnung, hieß es in
darin.
Obwohl die Lage in Tschetschenien zunehmend schlechter werde,
würden die Vertriebenen in Russland mit unüberwindbaren Hindernissen
konfrontiert. Besonders schwierig sei die Lage der Flüchtlinge in
Tschetscheniens Nachbarrepublik Inguschetien.
Gruppe mit meisten Asylanträgen
Tschetschenischstämmige Russen waren der Studie zufolge in den
Jahren 2003 und 2004 die Bevölkerungsgruppe mit den meisten
Asylanträgen in Europa. Vielen Antragstellern sei geraten worden,
sich außerhalb ihrer Heimat in einer anderen Region Russlands
niederzulassen. "Die schreckliche Wirklichkeit, von der sie
berichten, interessiert in den europäischen Ländern nicht. Es werden
ihnen Beweise abverlangt, die sei nicht erbringen können", sagte
Swetlana Gannuschkina, eine der Autorinnen des Berichts.
Seit Beginn des zweiten Tschetschenien-Krieges 1999 sind
zehntausende Menschen aus der nach Unabhängigkeit strebenden
Kaukasusrepublik geflohen; etwa 33.000 Flüchtlinge halten sich
derzeit noch in Inguschetien auf - mehr als doppelt so viele, wie die
russischen Migrationsbehörden angeben. (APA)