Jerusalem - Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon hat bei einer Knesset-Debatte um Korruption in seiner Regierung eine Niederlage erlitten. Nach einem im israelischen Parlament üblichen Prozedere stimmten die Abgeordneten am Dienstag gegen eine Rede Sharons, in der dieser sich und seine Regierung gegen Korruptions-Vorwürfe verteidigt hatte.
Die Debatte war von Abgeordneten beantragt worden, nachdem der Präsident des israelischen Rechnungshofs, Elieser Goldberg, in seinem Jahresbericht mitgeteilt hatte, "die Korruption der Macht" sei "gefährlicher als jede andere Bedrohung, der der Staat ausgesetzt ist".
Nach einer heftigen Debatte, in der Sharon seinen Gegnern vorwarf, sie betrieben eine "politische Kampagne" gegen seine Regierungspartei Likud, stimmten 43 der 120 Knesset-Abgeordneten gegen seine Rede, 30 unterstützen ihn. Der ehemalige Chef der Arbeitspartei, Amram Mizna, hatte zuvor davon gesprochen, dass die Bevölkerung das Vertrauen verloren hätte, dies sei "eine Gefahr für die Demokratie".
Die Abstimmung ist von symbolischer Bedeutung, erst eine Mehrheit von 61 Stimmen führt zu einem Sturz der Regierung. Dennoch ist das Abstimmungsergebnis ein Rückschlag für Sharon. Seine breite Koalition war in den vergangene Monaten vor allem wegen der Entscheidung über den Rückzug aus dem Gazastreifen immer wieder vom Zerfall bedroht. Sharon selbst stand in den vergangenen Jahren zwei Mal im Mittelpunkt von Korruptionsskandalen, die Staatsanwaltschaft erhob jedoch keine Anklage gegen ihn. (APA)