Warschau - Ein von Schüssen durchsiebtes Bild des
früheren Papstes Johannes Paul II. hat in Polen die Gemüter erhitzt.
Ein Schützenverein im westpolnischen Städtchen Rawicz hatte eine
Schützenscheibe mit dem auf Holz gemalten Konterfei des Papstes
geschmückt, berichtete der staatliche Fernsehsender TVP.
Die Scheibe sei zudem mit dem berühmten Ausspruch des polnischen
Pontifex maximus "Habt keine Angst" verziert worden, bevor die
Schützenbrüder auf sie anlegten.
Im streng katholischen Polen löste der Kugelhagel auf das Antlitz
des Papstes einen Sturm der Entrüstung aus. Einwohner von Rawicz
forderten den Rücktritt des Bürgermeisters Tadeusz Pawlowski, der
gleichzeitig Vorsitzender des Schützenvereins ist.
Pawlowskis Schützenbruder Jacek Jarczewski, der die berüchtigte
Schützenscheibe gebastelt hatte, erklärte es handele sich bei dem
Zielschießen "absolut nicht um eine Beleidigung, sondern um eine alte
Tradition." Die Schützen hätten den im April verstorbenen Papst
dadurch ehren wollen, dass sie auf sein Bild schossen.
Auch Könige und historische Figuren hätten schon für Zielübungen
hergehalten. Bürgermeister Pawlowski droht dennoch ein Prozess wegen
der "Verletzung religiöser Gefühle".(APA)