PRO
Wickie, Slime &
Paiper-Kult
Ja, ja - auch ich schmierte den grünen Schleim
in Gewand, Haare und
Teppichboden; auch ich trug stolz orangefarbene
Wickie-Pyjamas und saß heulend vor dem Fernseher, wenn Maja und Heidi um
fünf vor sechs aus waren. Nur Großvater Petz konnte mich damals noch trösten.
. . Dabei zähle ich mit meinem Vierteljahrhundert ja schon zu den "Nachzügler-Seventies"
der zweiten Dekade (also nicht zu den Klapprad-fahrenden Pril-Blumen-Fans,
sondern zu den Tric-O-Tronic-spielenden Ohrenschützer-und Nikipulli-Trägern,
die Fred vom Jupiter verehrten).
Längst ins Unterbewusstsein abgestellte Bilder aus
Kindertagen wurden durch das "Online-Erinnerungsalbum" plötzlich
wieder zu Tage befördert und die CD (ich bevorzuge Volume II - orange,
mit Eisbär, Nena und Maus auf dem Mars) ist überhaupt die Erfüllung
eines langgehegten Wunschtraums: Endlich gibt's Dschi-Dschei-Wischer und
Co. wieder zum Hören! Auch meine Freunde (genauso fast alle Kinder der
70er-Jahre) hat die Begeisterung für "Wickie, Slime und Paiper"
längst erfasst - so nach dem Motto: "Schenk mir das Buch, die CD,
oder eine Einladung zur Ausstellung, und Du machst mich ebenso glücklich
wie Dich selbst!". Kindheit verbindet eben.
Das Einzige, was ich - aber absolut - nicht teilen
kann, ist diese Paiper-Euphorie: Wie kann man sich für dieses rinnende
Staberl-Zeugs, bei dem man das Eis hauptsächlich den eigenen Unterarm
runter-und aus der Ellenbogenbeuge rausschlecken musste, um noch was davon
zu haben, nur so begeistern? Noch dazu mit Himbeer-Zitronen-Geschmack (bei
Pistazie hätt' ich ja noch nix gesagt). Das nächste Mal stimmt's doch
bitte wenigstens für "Winnetou" oder "Enterprise"! In
diesem Sinne: Auf ein Neues - Hey, Wickie, hey!! Isabella Lechner
|
CONTRA
Wickie, Slime &
Paiper-Kult
Im Wellenbecken des berühmten Favoritner
Laaerbergbades, wo ich als Kind (der beginnenden 70er-Jahre)
viel Chlorwasser schlucken musste, weil ich nach der
Schrift sprach, was die anderen Kinder dort nicht vertrugen (weil sie's
nicht verstanden), nun im Wellenbecken des berühmten Laaerbergbades gab
es zu jeder vollen Stunde - die Wellen, was sonst. Die Wellen sind legendärer
als der gesamte Rest-Piper-Slime, der nun aufgeregt bis orgiastisch
abgefeiert wird. (Übrigens waren die weißen Brauseringerl innerhalb der
bunten Fizzers-Stangerl die absolut besten. Die grünen waren auch ganz
gut, schmeckten aber ein bisschen nach Waschmittel.)
Bei den Wellen lernte ich, wie man sich im Leben
behauptet, ohne die Ellbogen einzusetzen: gar nicht. Folglich versuchte
ich, der kreischenden Kindermeute auszuweichen und schwamm an den
Beckenrand, wo man im Tiefen stehen konnte.
Auch wenn Kinder mitunter erwachsen werden - die
Gesellschaft verteilt sich bis heute wie im Wellenbecken des
Laaerbergbades. Ganz vorne die Geier, die Wellen schon im Ansatz
ersticken. Dahinter die Perfektionisten, die stets auf den höchsten
Wellen reiten. Dahinter Leute wie ich. Nie unter den Ersten, nie unter den
Letzten, nie in der Mitte. Immer irgendwie seitlich davon. Da hat man den
besten Überblick. Und die Wellen ziehen sanft und behaglich vorüber.
Dahinter, wie immer: Die Masse. Je seichter ein Becken, desto mehr
Menschen watten darin (siehe TV-Quoten). Und was passiert? - Die Wellen
beginnen zu brechen, strudeln dahin und schäumen am Ende gar noch hässlich
auf.
Wickie, Slime & Piper war eine schöne
nostalgische Welle, die leider brechen musste, damit sie schaumschlagend
die breite Masse erreichen konnte. Seit dem nervt sie. Daniel Glattauer
|