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Foto: Reuters
Pro+++ Von Doris Priesching

Die Badehose hat aktuell einen ganz schweren Stand. Ein gewisser Herr brachte zuletzt besonders die Shorts in Verruf. Das Grün mit den schwarzen Punkterln geisterte eine Zeit lang dermaßen permanent durch die Medien, dass einem ganz schlecht werden konnte. Schlagzeilen wie "Hier befummelt ein Finanzminister seinen größten Schatz" lösten Bilder aus, die ich nie haben wollte.

Zweifellos war die - wir sind uns einig? - geschmacklose Badehose des Finanzministers geborgt. Warum auch nicht? Die Badehose ist ja prinzipiell ein blödes Kleidungsstück. Und man muss es Männern einfach laut und deutlich sagen: Shorts sind pfuigack! Sie haben abscheuliche Muster, und am Körper schauen sie schlicht erbärmlich aus. Anscheinend hat auch noch niemand gesagt, was passiert, wenn man mit diesen Dingern zu schnell aus dem Wasser steigt. Igitt!

Die Alternative ist nicht besser, der fest sitzende Schwimmreifen über dem Polyester-Polyamid-Acryl-Tanga kann einem wirklich die Laune verderben, so wolkenlos kann der Himmel gar nicht sein. Dazu kommt, dass die Badehosenmafia für diese Modesünden nicht wenig Geld verlangt.

Dann schon lieber gar keine. Wer wirklich Erholung sucht, meidet hysterische Schwimmbäder ohnehin. Privat bleibt schließlich privat, und dann lässt es sich ohne Weiteres aufs kurze Beinkleid verzichten. Und wenn es einmal doch öffentlich sein muss, tut es das geborgte Plastiksackerl zur provisorischen Verhüllung auch. Immer noch besser als grün mit schwarzen Punkterln.

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Contra---
Von Christoph Winder

Eine Erörterung über die Sinnlosigkeit des Badehosenverleihs muss mit einer Schmähung des Kleidungsstücks an sich beginnen. Anders als der Koffer, der zwar lästig ist, aber wenigstens auf Reisen nützliche Zwecke erfüllt, zeichnet sich die Badehose durch ihre elementare Sinnlosigkeit aus. Ihre Existenz verdankt sie der blanken Prüderie und einem neurotischen Unwillen, seine Fortpflanzungsorgane zur Schau zu stellen - gerade so, als wären dies minderwertigere Körperteile als Fuß oder Schulter.

Jeden Sommer stelle ich im Gänsehäufel den Direktvergleich an: Während sich die Badenden im FKK-Sektor pfeffertrocken und streifenlos braun in der Sonne aalen, quälen sich die FKK-Verächter mit ihren - meist auch noch grauenhaft gemusterten - Hosen herum, die nass und kalt am Körper kleben und das Nierenbecken reizen.

Es ist bereits die Sache an sich verabscheuenswert - um wie viel mehr die Vorstellung, dass man ein solches Unding auch noch ver- oder entleihen kann. Das kommt der Preisgabe einer höchstpersönlichen Sphäre gleich, die nicht ungestraft geschieht. Von der geliehenen Badehose zum geliehenen Zahnstocher ist es nur ein kurzer Weg. Das einzige Mittel, einer solchen Eskalation des Ungustiösen einen Riegel vorzuschieben, wäre eine generelle gesellschaftliche Ächtung der Badehose an sich. Leider sind die Chancen dafür nicht gut, solange selbst angebliche Vorbilder wie Markus Rogan mit schlechtem Beispiel vorangehen und sich in aller Öffentlichkeit schamlos in der Badehose präsentieren. (Der Standard/rondo/17/06/2005)