Pistolen, Raketenwerfer und Granaten
Die staatliche Zeitung "La Nacion" berichtete am Donnerstag, die Behörden hätten neben einer Boden-Luft-Rakete, M-16-Gewehren, Pistolen, Raketenwerfern, Granaten und anderen Waffen auch Mappen und Dokumente entdeckt, die möglicherweise Geheimnisse der 1961 von Schäfer gegründeten sektenähnlichen Gemeinde enthielten. Die Waffen stammten nach ersten Erkenntnissen aus Deutschland, Österreich, Italien, den USA, Spanien und Argentinien und seien vor 20 oder 30 Jahren ins Land gekommen.
Verdacht auf interntionalen Waffenhandel
Vize-Innenminister Jorge Correa Sutil sagte, dass der Fund helfen werde, die Richter davon zu überzeugen, dass die Kolonie "mehr war als eine Organisation, die Sexualdelikte beging und krumme Geschäft machte". Es handle sich um eine Bande, die zudem illegale, paramilitärische Ziele verfolge. Chilenische Menschenrechtsanwälte erklärten, der Fund erhärte den Verdacht, dass die "Colonia" neben anderen kriminellen Aktivitäten auch international mit Waffen gehandelt habe.
Schäfer wird die Entführung von Gegnern der Militärdikatatur von Augusto Pinochet (1973 bis 1990) zur Last gelegt. Dem ehemaligen Wehrmachtsgefreiten wird außerdem Kindesmissbrauch vorgeworfen. Schäfer hatte Anfang der 60er Jahre die "Colonia Dignidad" rund 350 Kilometer südlich von Santiago in der Nähe der Stadt Parral mit 300 Getreuen gegründet.
Nach Aussagen von Zeugen wurden während der Pinochet-Herrschaft politische Gefangene auf das weiträumige Gelände der Deutschen-Kolonie verschleppt und dort zu Tode gefoltert. Im März war Schäfer in Argentinien verhaftet und später an Chile ausgeliefert worden.
Der 84-Jährige war in Chile im November 2004 in Abwesenheit wegen des sexuellen Missbrauchs von 27 Kindern verurteilt worden. Auch in Deutschland liegt ein Haftbefehl gegen Schäfer vor.