Neue Alben von Pascal Arbez alias Vitalic, Robert Plant And The Strange Sensation und Daniel Lanois
Christian Schachinger
,
VITALIC
Ok Cowboy
(
Edel
)
Der französische Produzent Pascal Arbez alias Vitalic rockt auf seinem Albumdebüt das Haus mit exakt jenen Sounds, die etwa auch seinen Kollegen von Daft Punk auf deren aktueller Arbeit
Human After All
vorgeschwebt sein dürften. Bloß, dass Arbez im Verhältnis die besseren Ideen hatte. Es geht hier nicht nur um einen weitere Vermählung der längst nicht mehr unvereinbaren Stile Techno und Rock der härteren Prägungsart. Und schon gar nicht um ein weiteres Produkt aus dem etwas abgearbeiteten Feld des Electro-Clash. Hier werden neben dem Einsatz von Vocoder-Stimmen und Metal-Samples auch immer wieder große Altvordere der elektronischen Musik zitiert: Giorgio Moroder, Kraftwerk, die Sparks. Und: die ganze Angelegenheit kommt zudem hochmelodiös und präzise arrangiert daher. Tolles Album! Wenn man Techno auch Richtung Pop denkt.
ROBERT PLANT AND THE STRANGE SENSATION
Mighty Rearranger
(
Sanctuary
)
Die mittlerweile endgültig an eine singende Squaw erinnernde Diva der britischen Rockgötter Led Zeppelin befindet sich auf ihrem neuen Soloalbum nach langen Jahren eher nicht so tollen Ergebnissen offensichtlich in der Form ihres Lebens. Möglicherweise hat der geneigte Hörer diese phänomenale Mischung aus vom Blues kommenden Hardrock, keltischem Folk und nordafrikanischen und arabischen Stileinflüssen in dieser Qualität nicht mehr seit Led Zeppelins
Physical Graffitti
aus 1975 genießen dürfen. Auch wenn Robert Plant altersbedingt gerade in den Höhen stimmlich oft etwas schütter wirkt: im Sektor der alten Dinosaurier aus den 60er-Jahren ein später künstlerischer Höhepunkt.
DANIEL LANOIS
Belladonna
(
Edel
)
Der kanadische Produzent, der vor 20 Jahren gemeinsam mit Brian Eno nicht nur U2 das Laufen lehrte, sondern 1997 auch Bob Dylan mit
Time Out Of Mind
wieder auf Kurs brachte, und selbst wunderbar atmosphärische Soloalben wie
Acadie
(1989) und
Shine
(2003) veröffentlichte, versucht sich hier mit Gästen wie Jazzpianist Brad Mehldau an einer neuen Form von Instrumentalmusik. Diese könnte man als Ambient-Country bezeichnen - und dank der verhallten Steel-Gitarre von Lanois mehr als einmal Grüß Gott! Richtung Ry Cooders Soundtrackarbeit für
Paris, Texas
sagen lassen. Wunderschöne Musik für die frühen Morgenstunden.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.6.2005)
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