etat.at: Mittwoch hat der Fachverband Werbung in der Wirtschaftskammer einen neuen Vorsitzenden gewählt. Sie sollen im Zusammenhang mit dem - krankheitsbedingt fehlenden - Spitzenkandidaten des Wirtschaftsbundes, Peter Hans Felzmann, von Sterbeurkunden gesprochen haben. Warum das denn?

Ruttinger: Ich war vor drei Jahren selbst schwer krank, ein stationärer Aufenthalt war damals hochgradig notwendig, das hat jedes Ausschussmitglied gewusst. Daher bin ich der einzige, der legitimiert ist, überhaupt über solche Dinge einen Kommentar abzugeben. Ich habe für die eigene Person gesagt: Nach meiner Dienstauffassung der letzten fünf Jahre hätte es für die eigene Person keinen anderen Entschuldigungsgrund gegeben als die Vorlage einer Sterbeurkunde gegenüber den anderen Ausschussmitgliedern.

etat.at: In einer Sitzung, in der es um die Wahl des - krankheitsbedingt gerade abwesenden - Felzmann zum Vorsitzenden des Fachverbandes ging.

Ruttinger: Ich bin durch meine Krankheit vor drei Jahren legitimiertes Ausschussmitglied, das berechtigt ist, über Krankheit und Tod zu sprechen. Ich wünsche Ihnen nicht, dass Sie auch so eine Krankheit haben. Ich habe nur für die eigene Person diese Dienstauffassung vertreten. Es gibt für mich nur einen einzigen Entschuldigungsgrund, einem Ausschuss fernzubleiben, das ist, wenn man die Sterbeurkunde vorgelegt hätte. Den Zusammenhang muss man kennen.

etat.at: Warum haben Sie das in der Sitzung erwähnt? Das kann sich doch nur auf Felzmann bezogen haben, der fehlte.

Ruttinger: Erst hieß es, er ist im Krankenhaus, dann, er fährt herum und sucht einen Spezialisten. Jeder Mensch, der gewählt werden will, muss sich doch deklarieren. Ein Konzept zum Beispiel. Als einziges lag sein Brief vor nach dem Motto: Wählt mich, ich bin nicht einsatzfähig, vielleicht aber doch. Das hat bei der Mehrheit Alarmstufe rot ausgelöst. Es steht jedem Mandatar vor der Kandidatur frei, auch auch nicht anzutreten. Dann kann ja gleich Michael Himmer kommen.

etat.at: Der Listenführer des Wirtschaftsbundes in Wien.

Ruttinger: Felzmann wäre gewählt worden und Himmer gekommen. Heute habe ich erfahren, dass Felzmann den Obmannstellvertreter gleich nach der Wahl zurücklegt und Himmer da steht. Die 26 Mandatare haben ein Recht zu wissen, wen sie wählen. Und dieses Recht schien in jener Minute in höchster Gefahr zu sein. Ich wünsche Herrn Felzmann nur das Allerbeste, dass er so gesund wird, wie ich. Dass ich ihm den Tod gewünscht hätte, ist eine glatte Lüge ...

etat.at: ... die wir so auch nicht behauptet haben.

Ruttinger : Übrigens ist eine umfangreiche Sachverhaltsdarstellung unterwegs, wie es dazu kam, dass in der Not und Verzweiflung die Hälfte der Wirtschaftsbundfunktionäre gezielt die andere Liste gewählt haben. Das muss man sich auf der Zuge zergehen lassen: Wie ein ÖVP-Bundesparteitag, bei dem die Hälfte der Delegierten bei der Obmannwahl Alexander Van der Bellen auf den Stimmzettel schreibt. Im Fall des Fachverbands war das eine Sternstunde der Demokratie. (fid)