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Ein Geschäftsmann in Damavand macht kein Hehl daraus, wen er unterstützt: In seinem Geschäftslokal hat er einen Sticker mit "Hashemi" - Ali Akbar Hashemi Rafsanjani - aufgehängt.

Foto: Reuters/ Homavandi
Für die Jugendlichen im Iran ging am Donnerstag mit dem Wahlkampf für die Präsidentenwahlen eine ganz besondere Zeit zu Ende, von der sie jedoch hoffen, dass sie in die Zukunft wirkt: Während der vergangenen Wochen haben sie Freiheiten genossen wie noch nie in der Islamischen Republik. Teilweise herrschte auf den Straßen Teherans Karnevalstimmung.

Die Jungen sind wichtiges Stimmvolk, aber auch selbst aktive Wahlwerber – wobei die meisten von ihnen unpolitisch sind, mit Ausnahme derer, die für den Reformkandidaten Mostafa Moien eintreten: Schüchtern und eher hilflos stehen sie auf den Teheraner Plätzen herum, umso selbstsicherer und lauter ist das Auftreten der schicken Wahlhelferinnen des Favoriten Ali Akbar Hashemi Rafsanjani.

Die Bärtigen, die sich mit Bildern des Teheraner Oberbürgermeisters Mahmud Ahmadi-Nejad in ruhigen Ecken herumdrücken, scheinen aus einer anderen Zeit zu kommen: aus den ersten Tagen nach der Revolution vor 26 Jahren.

Relativ wenig Resonanz im Iran haben die Bombenanschläge der vergangenen Tage: Beobachter meinen, dass die Gewaltakte in der überwiegend von Arabern bewohnten Provinz Khuzistan, in der es im Frühjahr zu ethnischen Unruhen gekommen war, von den Bomben, die in Teheran hochgingen, zu trennen sind. Moien hatte zwar einmal kurz gedroht, sich wegen der Anschläge, die er für einen Versuch der Destabilisierung hält, die den Law-and-Order-Kandidaten Stimmen bringen soll, aus den Wahlen zurückzuziehen, wirklich ernst genommen hat das jedoch niemand.

Gut 46 Millionen Iraner sind wahlberechtigt, der iranische Innenminister Abdolwahed Mussawi Lari sagte, er rechne mit einer Wahlbeteiligung von 55 Prozent, eine Zahl, die hoch gegriffen scheint.

Dass es zu einer Stichwahl kommt, scheint wahrscheinlich. Rafsanjani ist Favorit, Zweiter dürfte entweder Moien oder der bestgereihte konservative Kandidat, der frühere Polizeichef Mohammed Bagher Ghalibaf, werden. Einer der konservativen Kandidaten, Mohsen Rezaie, hatte sich am Mittwoch doch noch aus dem Rennen zurückgezogen. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.6.2005)