Es ist mindestens so sinnlos und heuchlerisch, Franz Münteferings Kapitalismuskritik sinnlos und heuchlerisch zu nennen, wie es sinnlos und heuchlerisch ist, Didi Mateschitz' und Frank Stronachs Kapitalisierung des Kickens zu bekritteln. Man muss nur das zur Verfügung stehende Geld sinnvoll verwenden und nicht unter die Heuschrecken streuen und auch noch Danke sagen, wenn sie alles auffressen. Da sind sich ja Müntefering (ohne sein Wissen) und viele Austria-Fans einig.

Kleine, finanzschwache Klubs wie Wacker Tirol, Admira, Pasching oder Ried werden umdenken müssen.

Was ist, wenn Fußballer künftig einen Sponsor mitbringen müssen, von dessen Beitrag sie die Hälfte behalten. Den anderen Teil kriegt der Klub, schließlich stellt er die Infrastruktur, die Lizenz und die Bühne für die Selbstvermarktung der Kicker zur Verfügung. Pro Antreten wird eine Auflaufprämie fällig, aber nicht für den Spieler, sondern vom Spieler an den Verein, quasi als Gebühr für die Auftritts- und Verdienstchance. Je besser der Spieler, desto höher die Summen aus der Vermarktung seiner Persönlichkeitsrechte. Transfers würden nicht nur aus diffus sportlichen, sondern aus klar wirtschaftlichen Gründen unternommen.

Real Madrid, Bayern München oder Manchester United haben diese Umverteilung nicht nötig, aber welche Summen würden Beckham, Ronaldinho oder Ballack erwirtschaften? Bei Admira würde Kostenwahrheit einkehren: Nur Spieler, die sich den Beruf leisten können, würden mitmachen. Dann Transparenz bei der Qualifikation der Trainer und Manager und Konkurse wären so undenkbar wie Schulden oder Finanzskandale der FIFA. (DER STANDARD Printausgabe 17.06.2005)