Man habe andererseits keine Illusion, dass es "Korruption auf der unteren Ebene gibt und die Gerichte im alten Trott dahingehen", so Khol. Ausländische Investoren würden in Warteposition bleiben. Manche - auch Österreicher - würden trotzdem große Pläne schmieden.
Die Investoren lähmt der korruptionsfördernde Gesetzesdschungel, den Juschtschenko nun radikal durchforsten will. Andererseits scheint auch die Rücknahme krummer Privatisierungsdeals, die unter dem Regime des ehemaligen Präsidenten Leonid Kutschma abgeschlossen wurden, hemmend zu wirken. Khol: "Maßgebliche Politiker haben uns gestanden, dass es ein Fehler war, dies anzutasten." Zwar versteht Khol den Zorn der Bevölkerung, mahnt aber die neue Führung zum Augenmaß: "Man darf nicht in den Geruch kommen, dass man über dem Kampf mit dem Krokodil selbst zum Krokodil wird."
24 Betriebe werden nun gerichtlich geprüft, Premierministerin Julia Timoschenko sprach ursprünglich von 3000. Ein Zeichen für den massiver Machtkampf innerhalb der neuen Führung. Khol will dies nicht überbewerten, glaubt vielmehr an einen Sieg des Revolutionsblocks sowie an die Wahlrechtsreform.
Bleibt die Frage nach einer EU-Beitrittsperspektive: "Die Ukraine darf beim jetzt gedrosselten Erweiterungstempo nicht unter die Räder kommen", meint Khol. Denn sonnenklar sei, dass Russland wieder seinen Einfluss suche. Ziel sei, mit der Ukraine Freihandel und eine engere EU-Partnerschaft zu erreichen. Das Land habe aber noch viele Hausaufgaben zu erledigen: