An der Börse wird nicht geklingelt, wenn der Zug abgeht, aber wer sich in den letzten beiden Jahren in Aktien an der Wiener Börse engagierte, ist gut dabei gefahren. Jetzt, genauer am Donnerstag um 14 Uhr, hat der ATX, der Leitindex der Wiener Börse, erstmals die 3000er-Marke übersprungen. Zwei Stunden später veranstaltet die Börsenleitung ein spontanes Pressegespräch mit Umtrunk für Journalisten. Wer ist mit dabei, wer kann sich binnen zwei Stunden von seinen Terminen freimachen? Karl-Heinz Grasser, der Finanzminister, will auch das Glas heben. Fix wie immer, wenn die Aussicht besteht, dass (Non-Paparazzi-)Kameras dabei sind. Der Fairness halber sei dazugesagt, dass der stetige Kursanstieg an der Wiener Börse auch etwas mit Grassers Förderung der privaten Pensionsvorsorge zu tun hat, mit der die Anleger geradezu an die Wiener Börse gezwungen werden. Da es über Investmentfonds und Pensionskassen schon eine breite Anlegerschicht gibt, besteht jedenfalls für viele Grund zur Zufriedenheit. Für noch viele mehr, die nicht an der Börse investiert sind, aber nicht; denn von Grassers "größter Steuersenkung", finanziert durch (seine) Abgaben- und Gebührenerhöhungen, bleibt kaum etwas übrig. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.6.2005)