Wien - "In technischer Hinsicht sind die Sicherheitsmaßnahmen in den Gefängnissen heute so gut wie noch nie zuvor", meinte Univ.-Prof. Wolfgang Gratz, Leiter des Fortbildungszentrums Strafvollzug.

Die Geschichte des Strafvollzugs sei seit jeher auch eine Geschichte von Ausbrüchen, sagte der Gefängnisexperte bei einer Veranstaltung der Kriminalpolitischen Initiative (KI) in Wien: "Denken wir nur an den Graf von Monte Christo oder an Casanova."

Heimische Justizanstalten ist sicher In baulicher und sicherheitstechnischer Hinsicht hätten sich die heimischen Justizanstalten in den vergangenen Jahren "stark verbessert". Auch die Ausrüstung und Ausbildung des Wachpersonals lasse kaum zu wünschen übrig.

"Frühwarnsysteme"

"Was mir Sorgen macht, ist der soziale Bereich", bemerkte Gratz. Da habe es eine "eklatante Verschlechterung" gegeben. Die "Frühwarnsysteme" würden nur mehr bedingt funktionieren. "Die Kommunikation in den Anstalten ist zum Teil nur mehr schwer möglich. Dazu braucht man Zeit. Die gibt's nicht mehr." "Die Möglichkeit, in der Anstalt im Vorfeldbereich über Schwierigkeiten kommunizieren zu können, wäre in Bezug auf die Sicherheit sehr wichtig. Da bekommt man mit, was sich in der Anstalt tut", sagte Gratz.

Überbelag, Personalmangel und Sprachbarrieren

Gratz führte das auf den Überbelag in vielen Gefängnissen und den Personalmangel bei der Justizwache zurück, erwähnte aber auch Sprachbarrieren: So sitzen in der Justizanstalt Wien-Josefstadt derzeit Häftlinge aus rund 80 verschiedenen Staaten ein.

Neben Gratz haben sich mehrere Experten aus dem Justiz- und Strafvollzug im Vorjahr zusammen gefunden und gehen seither regelmäßig mit Vorschlägen an die Öffentlichkeit, deren Umsetzung das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung erhöhen und die Haftzahlen senken sollen.(APA)