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Grafik: APA
Wien - Der Leitindex der Wiener Börse, der Austrian Traded Index (ATX), bewegt sich weiter auf Rekordniveau. Am Donnerstag notierte der Index erstmals über der Marke von 3.000 Punkten. Börsenexperten sehen den Leitindex bei Jahresende um 3.150 oder darüber, auch ein ATX-Stand von 4.000 in absehbarer Zeit gilt als machbar.

Eingeführt wurde der ATX im Jahr 1991 mit einem Startwert von 1.000 Punkten. Lange Jahre bewegte sich der Index eher lustlos in einer schmalen Bandbreite hin und her, bis er im Herbst 2002 seinen bis jetzt andauernden Höhenflug antrat.

Tauchstation

Der Startzeitpunkt 1991 erwies sich im Nachhinein als unglücklich, da er in die Abwärtsbewegung der Wiener Börse nach dem jahrelangen Anstieg in der zweiten Hälfte der 80er Jahre fiel. Der ATX ging gleich auf Tauchstation und erreichte im Sommer 1992 seinen Tiefstwert bei 696 Punkten.

Danach arbeitete sich der Index bis Sommer 1998 sukzessive auf knapp über 1.600 Zähler vor, bis die Finanzkrise in Russland für starke Kursverluste sorgte und den österreichischen Aktienmarkt auf Jahre in Lethargie verfallen ließ. Die stürmische Aufwärtsbewegung der Weltbörsen im Zuge des Internet-Hypes bis Frühjahr 2000 ging ebenso spurlos an der Wiener Börse vorüber wie der darauf folgende Kurssturz nach dem Platzen der Aktienblase.

Neues Jahrtausend brachte Aufwind

Erst im neuen Jahrtausend kam der Index - und die ganze Wiener Börse - wieder in Schwung. Der eigentliche Höhenflug begann im Oktober 2002, nachdem der ATX zwischenzeitlich wieder unter seinen Ausgangswert abgesackt war. Am 2. Juli 2004 knackte der Index die bis dahin "magische Grenze" von 2.000 Zählern. Für die nächsten 1.000 Einheiten brauchte der Index aus den meistgehandelten Aktien der Wiener Börse nur noch gute elf Monate.

Als Gründe für den Höhenflug nennen Experten die konsequente Verbesserung der Rahmenbedingungen und die Orientierung an internationalen Standards. Immer mehr schlage sich auch die "Ostfantasie" durch die starke Verflechtung heimischer Unternehmen mit der überdurchschnittlich wachsenden CEE-Region sukzessive in den Unternehmensgewinnen nieder.

Zum Höhenflug der Wiener Börse beigetragen haben wohl auch technische und organisatorische Maßnahmen wie neue Struktur, neues Management, die Anbindung des Handels an das Xetra-System der Frankfurter Börse und eine stetig steigende Zahl ausländischer Börseteilnehmer. Dazu kam das wachsende internationale Interesse an der CEE-Region rund um die EU-Osterweiterung im Mai 2004. Heute sind 81 Prozent der ATX-Unternehmen massiv in dieser Region aktiv, allen voran die großen Banken. Die Wiener Börse vermarktete diese Erfolge - und positionierte sich im Ausland geschickt als die Plattform zum Osten.

Startschuss für "Ostbörsenallianz"

Der vor einem Jahr erfolgte mehrheitliche Einstieg der Börse mit einem österreichischen Finanzkonsortium an der Budapester Börse soll der Startschuss für eine neue "Ostbörsenallianz" sein, die in den nächsten Jahren Gestalt annehmen soll. Ein erster Versuch, den Handel mit osteuropäischen Aktien im Gemeinschaftsprojekt "Newex" mit der Frankfurter Börse in Wien zu konzentrieren, war im Jahr 2002 gescheitert.

Mit einem ATX-Plus von neuerlich 50 Prozent hat Wien die großen Aktienbörsen der Welt hinter sich zurück gelassen. Allein im Jahr 2005 kletterte der Austrian Traded Index um 23 Prozent, während das Plus an großen Leitbörsen wie Frankfurt seit Ende 2004 nur 7,6 Prozent betrug, der französische CAC-40 9,3 Prozent zulegte und der Londoner FT-SE 100 4,7 Prozent gewann. Die New Yorker Börse büßte in diesem Zeitraum überhaupt 2,1 Prozent ein. Auch in den Jahren 2004 und 2003 zählte die Wiener Börse mit einer Jahresperformance von 57,4 bzw. 34,4 Prozent zu den großen Gewinner international. (APA)