Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/AP/Paul Sakuma

Apples überraschender Wechsel zu Intel als künftigem Prozessorlieferanten hat einmal mehr Diskussionen über die "Konformität" des PC-Pioniers aufgeworfen. Bei jedem Gespräch über Macs kommt früher oder später die Frage auf, wie kompatibel Apple- und Windows-Welt sind.

Verunsicherung

Zuerst zur Verunsicherung in der Apple-Gemeinde über "Intel inside". Das Entsetzen der Hardcore-Fans ist nicht ohne Ironie: 1984 trat der Mac großspurig gegen die Welt von Big Brother alias Big Blue IBM an – 21 Jahre später hat es Steve Jobs geschafft, mit dem Abschied von einem IBM-Chip Verzweiflung auszulösen.

Befürchtungen

Der Wechsel zu Intel wird sicherlich Entwickler beschäftigen, Anwender hingegen nur wenig. Die Befürchtung, dass damit auch das bisher viren-, würmer- und spywarefreie Apple-Universum verseucht wird, ist unbegründet: Digitale Pest & Cholera nutzen Lücken in der Software, und die bleibt unter Apples Kontrolle und sollte damit weiterhin ihren anerkannt hohen Sicherheitsstandard behalten.

Die praktische Seite

Ansonsten gibt es eine praktische Seite: Mit dem Mac-Usern eines Tages ins Haus stehenden Wechsel auf "Mactel" (inzwischen ein eingetragenes Markenzeichen von Apple) wird es auch Software-Updates brauchen, die Geld kosten; aber wahrscheinlich wird sich das im Rahmen des üblichen Lebenszyklus von Software bewegen, da vorhandene Software auch auf Intel-Macs laufen soll.

Wesentlich höhere Unklarheit gibt es bei den meisten Windows-Benutzern über die Kompatibilität von Macs – das meistverbreitete Vorurteil ist: Macs und PCs passen nicht zusammen.

Eine lange Geschichte

Das ist schon lange Geschichte; Dateien, die von einem PC kommen, können problemlos auf Macs (und vice versa) verwendet werden – wie Word, Excel, Photoshop, Bilder von der Kamera usw. Was nicht kompatibel ist, sind Programme (wie Microsoft Office): Dafür braucht man die entsprechende Mac-Version. Apropos Microsoft, Erzrivale Apples: 1984 erklärte Microsoft in einer Presseaussendung, dass es die Hälfte seines Umsatzes mit Software für Apple machen werde – das ist natürlich schon lange vorbei, aber Microsoft ist weiterhin ein wesentlicher Softwarelieferant für den Mac.

Eine Brücke

Und Programme, die es nicht für den Mac gibt? Dafür gibt es – gleichfalls von Microsoft – Virtual PC, eine Brücke: Damit gibt sich der Mac wie ein Windows-PC und kann die entsprechenden Programme verwenden. Dabei geht Leistung verloren, womit es keine sinnvolle Lösung für leistungshungrige Programme ist (wie PC-Spiele). Aber es reicht für die meisten Anwendungen, die man vielleicht neben den "großen" in Mac-Version braucht (z. B. das Redaktionssystem dieser Zeitung).

"Konformisten"

Macs sind aus der Sicht der meisten Anwender durchaus "Konformisten" und können bei einer Anschaffung ebenso erwogen werden wie Windows-PCs – vorausgesetzt, man ist nicht auf reine Windows-Programme abonniert. Vor allem wer viel mit Bildern, Videos und Musik arbeitet, findet mit iLife ein Apple-Programm, das in der Windows-Welt keine wirkliche Entsprechung hat. Und man bleibt – bis auf Weiteres und auch mit Intel inside – von digitaler Pest & Cholera verschont.(Helmut Spudich/DER STANDARD, Printausgabe vom 18./19.6.2005)