Köln - Es war nicht gerade ein freundlicher Empfang für Oskar Lafontaine: "Asyl für Oskar: Ja, Oskars Asylpolitik: Nein" war auf dem roten Transparent zu lesen, mit dem der Ex-SPD-Chef auf dem Parteitag der nordrhein-westfälischen Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) am Samstag in Köln begrüßt wurde.

So wirkte Lafontaine denn auch anfangs ein wenig irritiert, als er begleitet von Beifall, aber auch von gellenden Pfiffen der Gegner eines Bündnisses von PDS und WASG zum Rednerpult schritt. Doch am Ende seiner Ansprache hatte der glänzende Rhetoriker, der am Samstag seine Beitrittserklärung zur WASG unterzeichnete, wieder einmal die Stimmung zu seinen Gunsten gedreht.

Denn mit der deutlichen Mehrheit von 124 zu 29 Stimmen wurde Lafontaine letztlich von den Delegierten auf Platz eins der nordrhein-westfälischen WASG- Landesliste für die Bundestagswahl gewählt. Dabei war der Auftritt in Köln zunächst kein Heimspiel für den früheren SPD-Spitzenmann, den seine Freunde in der WASG ebenso kumpelhaft wie respektvoll nur noch "den Oskar" nennen.

Unter den rund 1800 Mitgliedern der Wahlalternative im deutschlandweit größten Landesverband Nordrhein-Westfalen gibt es eine ernst zu nehmende Gruppe, die das von Lafontaine vorangetriebene Linksbündnis von PDS und WASG mit großer Skepsis sieht. Die schärfsten der PDS-Kritiker haben sich im so genannten "Leverkusener Kreis" zusammengeschlossen.

Zuvor hatte Lafontaine mit einer fulminanten Parteitagsrede den Weg dafür geebnet, dass von dem WASG-Treffen ein klares Signal für das neue Linksbündnis ausging. Geschickt griff "der Oskar" die Vorbehalte mancher Delegierter gegen die SED-Nachfolgepartei PDS auf. Die Mauer sei schon vor 16 Jahren gefallen, die PDS habe sich seither "deutlich gewandelt". Deshalb solle man der PDS "die Chance geben, an der deutschen Demokratie mitzuwirken", betonte Lafontaine.

Als stärkstes Argument für das neue Linksbündnis führte der Ex-SPD-Chef dessen Erfolgsaussichten bei der Bundestagswahl ins Feld. "Wir können stärker werden als die FDP, wir können stärker werden als die Grünen und stärker werden als die CSU", rief Lafontaine den Delegierten zu.

Die aktuelle Debatte über eine verlängerte Bezugszeit von Arbeitslosengeld I für ältere Arbeitslose, die jüngste Diskussion über eine stärkere Beteiligung der Arbeitnehmer an den Unternehmensgewinnen - all dies sei "Euer Erfolg", bescheinigte er den kräftig applaudierenden WASG-Anhängern.

Am Ende seiner Rede erhielt das WASG-Neumitglied Lafontaine viel Beifall von den begeisterten Delegierten; die anfänglichen Buhrufe gegen den wortgewaltigen Ex-SPD-Chef waren verstummt. (AFP/DER STANDARD, Printausgabe, 20.6.2005)