Die gewissermaßen logische Weiterentwicklung der Strukturoptimierung von großen Bauteilen ist deren Topologieoptimierung: In diesem Fall übernimmt der Computer nicht nur die Prüfung der Stabilität eines bereits vorhandenen Grundmodells, sondern auch die Formgebung des Teils. Am Beispiel einer Brückenkonstruktion: Der Rechner braucht im Grunde nur die Breite des Baches, die beiden Punkte, die er miteinander verbinden soll und die Grenzen des Entwurfsraumes, um daraus die ideale Brückenform zu entwerfen.

Um diese Topologieoptimierung geht es in einem Forschungsprojekt, dass die RISC Software gemeinsam mit der EADS, mit Airbus, Eurocopter, Altair und verschiedenen Universitätsinstituten aus Deutschland und Dänemark in diesen Tagen bei der EU einreicht. Was bei Brückenkonstruktionen schon überraschend gut funktioniert, benötigt für den Flugzeugbau, wo wesentlich mehr Vorgaben zu berücksichtigen sind, noch größeren Forschungsbedarf. Ziel ist, dass der Konstrukteur nur die Eckdaten des Flugzeugteils eingibt und die Software selbstständig einen ersten Konzeptentwurf mit der optimalen Strukturform auswirft: Flugzeug auf Knopfdruck quasi.

Solche Programme werden für innere Strukturteile von Flugzeugen zwar schon eingesetzt, nun soll der Freiheitsgrad der Software aber weiter vergrößert werden: Der Rechner soll auch eine Vorentscheidung über das beste Material beziehungsweise den idealen Materialverbund treffen, mit dem der Bauteil gefertigt wird. "Eine sehr komplexe Aufgabe", erklärt Peter Stadelmeyer von RISC Software, "weil die Berechnungsergebnisse nicht offensichtlich sind, was Form und Material betrifft. Das liegt an der Materialvielfalt und an den sehr unterschiedlichen Eigenschaften der Materialien. Die Herausforderung ist, die Rechenergebnisse des Computers so zu visualisieren und interpretieren, dass sie für den Ingenieur brauchbar sind."

Flugzeug auf Knopfdruck werde es vorläufig zwar nicht geben. "Aber bis 2010, so Stadelmeyer, "sollten wir ziemlich gute Entwürfe für einzelne Flugzeugteile direkt vom Rechner bekommen." (hon/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17. 6. 2005)