Geschlechterpolitik
5.000 verschleppte Frauen und Kinder in China gerettet
Verschärfte Maßnahmen gegen Menschenhandel zeigen Erfolg
Peking - In einer Kampagne gegen Menschenhandel sind in China mindestens 5.000 verschleppte Frauen und
Kinder gerettet worden. Nach Presseberichten vom Dienstag sind seit Anfang April etwa 1.400 Menschenhändler
festgenommen worden. Der Großteil der Entführten sind junge Frauen und Mädchen, die zur Zwangsheirat an Bauern
verkauft oder zur Prostitution gezwungen werden. Billiges Menschenkapital
Die Zahlen deuten auf einen möglichen neuen Aufschwung des Menschenhandels in China hin. Die jungen Frauen werden
für etwa 4.000 bis 8.000 Yuan (7.000 bis 14.000 Schilling) verkauft. Entführte männliche Babies werden an Paare auf dem
Lande verhökert, die sich bisher vergeblich einen Sohn wünschten. Andere Kinder werden zum Betteln oder Stehlen geschickt,
müssen Blumen verkaufen oder in Fabriken arbeiten.
In der Provinz Henan wurden in einer Woche 900 Schmuggelfälle aufgedeckt, berichtete die Zeitung
Zhongguo
Qingnianbao
. 1.300 Frauen und 400 Kinder seien befreit, 718 Verdächtige festgenommen worden.
1.600 verschleppte Frauen und Kinder sind nach einem Bericht der Zeitung
Wen Wei Po
in Hongkong in der
angrenzenden Südprovinz Guangdong aus den Klauen von Menschenschmugglern gerettet worden. In der Nachbarprovinz
Fujian wurden nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur
Xinhua
1.485 Frauen und 166 Kinder befreit. Die Polizei
setze auch Erbgut-Analysen und Datenbanken ein, um vermisste Kinder zu ihren Eltern zurückzubringen.
Schreckliche Tradition
Menschenhandel hat in China eine lange Tradition, wurde nach der kommunistischen Revolution 1949 aber weitgehend
beseitigt. Mit der Lockerung gesellschaftlicher Kontrollen Anfang der achtziger Jahre war eine Wiederkehr zu verzeichnen.
Der Höhepunkt wurde nach amtlichen Angaben mit Beginn der 90er Jahre erreicht. 1992 wurden 20.000 Fälle verzeichnet,
1997 sollen es nur noch 6.000 gewesen sein.
Die Zahl von mindestens 5.000 befreiten Frauen und Kindern allein seit dem 1. April deutet darauf hin, dass das Problem
heute größere Ausmaße hat. Im vergangenen Jahr sollen es nach unbestätigten Berichten mehr als 7.000 Fälle gewesen
sein. Ende März wurden höhere Strafen für Menschenhandel angedroht, die bei mindestens fünf Jahren beginnen und bei
der Todesstrafe enden.
(APA/dpa)