"24 sata" (24 Stunden) heißt der jüngste Spross am kroatischen Zeitungsmarkt. Lanciert wurde die Boulevardzeitung mit "intelligentem" Anspruch im März des Jahres von der Styria Medien AG, und das kroatische Publikum greift gerne zu. Das Entwicklungsteam - die Medienberater Hans Gasser, Thomas Dobernigg und Dietmar Wallner - präsentierte dieser Tage das Projekt vor Publizistik-Studierenden der Uni Wien.

Auflagen-Marktführer

Die Vorgabe: Eine Boulevardzeitung für die Zielgruppe bis 49 Jahre, die es innerhalb der nächsten drei Jahre zum Auflagen-Marktführer im Tageszeitungssegment schafft. Die Konkurrenzsituation: Am kroatischen Markt dominieren "Vecernji list" (gehört zur Styria) und "Jutarnji list" (an Bord die WAZ-Gruppe). Einen Fokus legte das "24 sata"-Team daher auch auf die bisherigen "Nichtleser" von Zeitungen. Der Zeitrahmen: In nicht ganz einem Jahr, nämlich elf Monaten, wurde "nicht ein Vertreter der alten Boulevard-Generation, sondern ein neues, intelligentes Boulevard-Produkt" (Dobernigg) gegründet.

Das Credo bei der inhaltlichen Entwicklung: Boulevard müsse Information und Unterhaltung bieten, dürfe die beiden aber nicht zu "Infotainment" vermischen - dann nämlich gebe es ein Glaubwürdigkeitsproblem, so Dobernigg. "24 sata" bietet im Kleinformat bildstarke Nachrichtenseiten ebenso wie Society-News, Service-Elemente, Gewinnspiele und leicht gekleidete Damen und weist generell eine neuartige Ressorteinteilung auf. Für das grafische Konzept zeichnete der renommierte Designer Mario Garcia verantwortlich.

"Volle Wahrheit" zum halben Preis

Kritischer Journalismus bestimme die Blattlinie: Man wirbt damit, die "volle Wahrheit" zum halben Preis (drei Kuna) zu bieten. Die Konkurrenz kostet sechs Kuna (rund 80 Cent). Nicht zuletzt der junge Chefredakteur Matija Babic, der zuvor mit einer kritischen Website den Mächtigen auf die Finger geklopft hatte, stehe für diesen Claim. Das Resultat: Nicht nur Leser der vorhandenen Tageszeitungen habe man gewinnen könne, rund 20 Prozent der "24 sata"-Leser hätten zuvor keine Zeitung gelesen, so Dobernigg.

Den straffen Zeitplan habe man unter anderem nur einhalten können, weil man zu einer gebrauchten Druckmaschine um sieben Millionen Euro gegriffen habe, so Gasser. Die wurde im August 2004 bestellt, im November/Dezember aufgebaut und konnte im Februar erstmals drucken. Das Investitionsvolumen betrug insgesamt 25 Millionen Euro, der Break-Even sollte im dritten Jahr erreicht werden, das Return of Investment im 7. bis 8. Jahr.

Konzept durchaus "rolloutfähig"

Gassers Ansicht nach ist das neuartige "24 sata"-Konzept durchaus "rolloutfähig" und "denkbar für andere Märkte": "Ganz leicht" in Slowenien, mit "nicht unwesentlichen Anpassungen" auch in Österreich. In wie weit dies bei der von der Styria angekündigten Reaktion auf den allfälligen Start der Fellner-Tageszeitung zutrifft, konnte er nicht sagen, da er hauptsächlich im Ausland tätig sei. Den europaweiten Trend zu Tabloids möchte Gasser übrigens differenziert betrachtet wissen: Kleinformat sei nicht gleich Kleinformat, die Unterschiede zwischen den Konzepten in Großbritannien oder Deutschland doch beträchtlich. (APA)