Berlin - Ziemlich allein steht der Chef der deutschen Handwerker mit seinem Vorstoß da, Arbeitnehmern bei Krankheit den Urlaub zu kürzen. Sowohl die regierende SPD als auch die Oppositionsparteien Union und FDP wiesen den Vorschlag von Otto Kentzler am Montag zurück.

Finanzminister Hans Eichel sprach von einem "unsinnigen Vorschlag", da die Zahl der Krankenstände in Deutschland ohnehin das niedrigste Niveau seit Jahrzehnten erreicht habe.

"Müssen Urlaub erwirtschaften"

"Wir müssen doch in den Betrieben erwirtschaften, (...) dass wir Urlaub bezahlen können", sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks am Montag im ZDF.

Sei ein Arbeitnehmer lange krank, müsse er "seine volle Arbeitskraft wieder der Firma zur Verfügung stellen, damit das wieder aufgeholt werden kann, damit dann auch Urlaub wieder bezahlbar wird". Kentzlers Vorschlag war schon am Wochenende auf heftige Kritik der Gewerkschaften gestoßen.

CDU-Präsidiumsmitglied Karl-Josef Laumann sagte, in Deutschland gebe es den niedrigsten Krankenstand seit 1970. "Die Debatte erübrigt sich."

"Nicht sinnvoll"

Ähnlich äußerte sich Hessens Ministerpräsident Roland Koch am Rande der Präsidiumssitzung in Berlin. FDP-Chef Guido Westerwelle nannte Kentzlers Vorschlag "nicht sinnvoll". Er sagte: "Urlaub ist Urlaub und Krankheit ist Krankheit, eine Verrechnung macht keinen Sinn."

"Irgendwo ist Schluss mit solchem Sozialabbau", sagte Eichel. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sagte, der Vorstoß des ZDH-Präsidenten sei ein "aberwitziger Vorschlag". Dieser helfe "keinen Millimeter weiter". (APA)