Bagdad - Die US-Truppen haben ungeachtet ihrer jüngsten militärischen Erfolge Schwierigkeiten im Kampf gegen aufständische Iraker eingeräumt. Der Krieg sei noch lange nicht zu Ende, sagten US-Offiziere am Dienstag in Karabila im Westen des Landes an der Grenze zu Syrien. Die Aufständischen gewännen verlorenes Territorium rasch zurück. "In ein paar Wochen werden sie zurück sein und die Verluste kompensiert haben. Aber das geht in Ordnung - wir werden sie zwar nicht in zwei Wochen schlagen, aber in zwei Jahren", sagte ein Offizier.

Auch US-Präsident George W. Bush räumte ein, die Lage im Irak sei schwierig. Er hielt jedoch an früheren Einschätzungen fest, dass es Fortschritte gebe. Das US-Repräsentantenhaus verabschiedete einen 409 Milliarden Dollar umfassenden Verteidigungshaushalt für das Fiskaljahr ab Oktober, von dem knapp elf Prozent für die US-Militäreinsätze im Irak und Afghanistan bestimmt sind. Die steigenden Kosten für die Operationen und die Verluste an Menschenleben verstimmen indes die US-Bevölkerung: Die Popularitätswerte für Bush sind auf den tiefsten Stand seiner Amtszeit gefallen, auch wegen des wachsenden Pessimismus über den Irak.

In den Gefechten um die Stadt Karabila starb nach US-Angaben ein Marinesoldat, sechs wurden verletzt. Der Angriff war eine von mehreren Operationen, bei denen Rebellen-Hochburgen entlang des Euphrat gestürmt werden sollten. Die Truppen der Vereinigten Staaten hatten die Ortschaft vier Tage lang bombardiert und sich Häuserkämpfe mit Aufständischen geliefert. Viele der 60.000 Einwohner flohen vor Beginn des US-Angriffs aus der Stadt. Nach Angaben des Militärs starben etwa 50 Aufständische. Auch mehrere Zivilisten wurden getötet - ein irakischer Arzt sagte, es seien mindestens 25.

US-Präsident Bush äußerte die Hoffnung, dass irakische Sicherheitskräfte nach und nach ihre Städte selbst verteidigen könnten. "Genau diese Strategie wird funktionieren. Und wir werden diese Mission erfüllen", sagte er. Nach den Worten eines US-Offiziers in Karabila werden irakische Truppen oder Sicherheitskräfte in eineinhalb bis zwei Jahren in der Lage sein, die Stadt selbst unter Kontrolle zu halten.

Ein Einwohner, der seine neunjährige Nichte bei dem US-Angriff verloren hat, äußerte sich nüchtern: "Wir wollen niemanden. Keine Amerikaner, keine Aufständischen. Was wir brauchen, ist eine Regierung."

USA wollen im Frühjahr mit dem Truppenabzug aus dem Irak beginnen

Die USA wollen voraussichtlich im Frühjahr mit dem Truppenabzug aus dem Irak beginnen. General John Vines sagte am Dienstag bei einer aus dem Irak ins US-Verteidigungsministerium übertragenen Videokonferenz, dass jede Truppenbewegung von der Lage am Boden abhänge. Ein umfassender Abzug sei jedoch "nicht sinnvoll".

Vier bis fünf Brigaden könnten dennoch um den März herum abrücken. "Ich glaube, wir werden nach den Wahlen unsere Kapazitäten wahrscheinlich reduzieren, weil die irakischen Sicherheitskräfte leistungsfähiger sind", sagte Vines. Die Parlamentswahlen im Irak sind für Ende dieses Jahres vorgesehen.

Der irakische Außenminister Hoshyar Zebari warnte vor den Folgen eines "Scheiterns" des Einsatzes im Irak. Die Messlatte liege hoch. "Deshalb braucht der Irak Zuwendungen und Hilfe von vielen Ländern", sagte Zebari vor NATO-Botschaftern in Brüssel. In Brüssel werden am Mittwoch Vertreter von mehr als 80 Staaten und Organisationen zur internationalen Irak-Konferenz erwartet. (APA/Reuters)