Gemeinhin gilt der Rinderwahn als "englische Krankheit" – und die Zahl BSE-infizierter und notgeschlachteter Tiere in Großbritannien bestätigt dies. Bis 2004 wurden in England rund 185.000 Infektionen festgestellt, 3,7 Millionen Rinder wurden gekeult – großteils in der 1990er-Jahren, nachdem die Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch BSE-verseuchte Rinderprodukte erkannt worden war. Davor, in der 1980ern, war der auf der Insel bereits grassierende Rinderwahn als rein agrarisches Problem betrachtet worden.Infektionen sind rückläufig

In den vergangenen Jahren ging die Zahl BSE-infizierter englischer Rinder zurück. 2004 etwa wurden 791 Fälle festgestellt. Auch EU-weit nahm die Rinderwahnverbreitung stark ab – für die britischen Behörden der Anlass, mit Anfang 2005 die strengen BSE-Kontrollen zu lockern. Davor hatte zwanzig Jahre lang kein Fleisch von Rindern, die älter 30 Monate waren, in die Nahrungskette gelangen dürfen.

Weniger stark, aber weitaus stärker als etwa Österreich mit seinen bisher zwei Fällen waren Irland mit 1480 und Frankreich mit 950 Fällen von der Seuche betroffen. Damit vergleichbar sind die deutschen Zahlen, wo heuer bis Ende Mai bereits 17 infizierte Kühe entdeckt worden sind. In Italien waren es heuer drei (insgesamt 170 Fälle).

Eher vereinzelt tritt BSE außerhalb Europas auf. In Japan gab es bisher zwanzig Fälle, zuletzt einen im Juni 2005. In Kanada, nach den USA und Argentinien der größte Rindfleischexporteur, wurden bisher zwei Kühe mit Rinderwahn entdeckt – einmal im Jahr 1993, einmal im Mai 2005. Einen Fall gab es im Jahr 2004 auch in den USA.

Agrarpolitische Folgen

Die Rinderseuche BSE hat die Agrarpolitik sowohl international als auch in Österreich verändert. EU-weit verstärkte sich die Kritik an der technokratischen Agrarindustrie, in Österreich gaben BSE-Krise und Schweinaffäre den Ausschlag zur Gründung der Ernährungsagentur Ages. (bri, DER STANDARD Printausgabe 23.6.2005)