Der Wahlkampf ist noch fern, aber zwischen ÖVP und BZÖ startet bereits das Gerangel um die Poleposition bei populären Themen. Das BZÖ fühlt sich dabei immer öfter von der ÖVP "gemobbt".

Jüngstes Beispiel: die am Mittwoch mit viel Pomp im Parlament präsentierte "Familienallianz". Sowohl Sozialministerin Ursula Haubner (BZÖ) als auch Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) wollen sich das Projekt auf die Fahnen schreiben. Am liebsten hätte Haubner, die sich zugute hält, die Familienallianz "erfunden zu haben", das Projekt allein präsentiert. Der Kanzler habe sich aber flugs hineinreklamiert, wird unter Orangen geklagt. Die ÖVP sieht das natürlich anders: Man habe von Anfang an gemeinsam an der Allianz gearbeitet. Haubner habe Schüssel dazu "eingeladen".

Die Sitzordnung im Parlament sprach jedenfalls für sich: Ganz wie in Zeiten der alten Koalition saß ein Schwarzer abwechselnd neben einem Orangen. Fein austariert war auch die Begrüßung durch Hausherr Andreas Khol (ÖVP): Er nannte Haubner "spirita recta", Schüssel "Veranstalter".

In letzter Minute musste auch noch ein Plätzchen für Frauenministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) in der ersten Reihe gefunden werden. Rauch-Kallat, die sich schon seit geraumer Zeit beim Thema Frauen und Familien einen Themenwettlauf mit Haubner liefert, war offiziell nicht eingeladen - kam aber trotzdem.

Für orangen Unmut wird auch die "Sport x 3"-Enquete der ÖVP diesen Freitag sorgen. Sportstaatssekretär Karl Schweitzer (BZÖ) ist nicht eingeladen. "Aber alles, was die Schwarzen dort präsentieren, haben wir entwickelt", meint ein verärgertes BZÖ-Regierungsmitglied. (DER STANDARD, Printausgabe, 23.6.2005)