Theoretisch stehen somit fast zweieinhalbtausend inländische rund dreieinhalbtausend ausländischen Fonds "waffengleich" gegenüber. Allerdings: Das gilt nicht für Immobilienaktien- und Immobilienfonds. Und: Um doch eine kleine Komplikation zu halten, wird zwischen "weißen" und "blütenweißen" ausländischen Fonds unterschieden. (Siehe Expertenkommentar auf der folgenden Seite.)
Beraterfrage
Und: Nicht alle ausländischen Anbieter schaffen es oder wollen es, täglich Steuerdaten anzuliefern. Ein Dutzend hat sich per Juli dazu verpflichtet, einige andere, darunter JP Morgan Fleming, ziehen etwas später nach. Anderen dürfte der Aufwand im Vergleich zum Marktpotenzial zu gering sein. "Es ist durchaus zu erwarten, dass sich der eine oder andere Anbieter zum Jahreswechsel zurückzieht", so Marion Schaflechner, Geschäftsführerin des Marktführers Fidelity in Österreich.
Sie erwartet allerdings "deutliche Impluse für den Absatz ausländischer Investmentfonds in Österreich". Eine aktuelle Studie von Fessel-GfK in ihrem Auftrag fand: Die deutliche Mehrheit der Berater begrüßt die Steuergleichheit. Vor allem von den Vermögensberatern erwarten sich die Ausländer offenbar auch künftig Geschäft: Die Vereinigung ausländischer Investmentgesellschaften (VAIÖ) plant eine bundesweite Roadshow, wer kann, kurbelt am Vertrieb und auf Direktanlage-Plattformen.
"Wir erleben eine Aufbruchstimmung", so Berndt May, VAIÖ-Chef und Spitzenmann von JP Morgan Fleming in Österreich. Einen Kampf um den Markt sieht er allerdings nicht. Insgesamt wachse das Vorsorge- und Anlagesegment, argumentiert er und zitiert ein gleichberechtigtes Nebeneinander in- und ausländischer Anbieter. Derzeit sind per Ende Mai rund 137 Mrd. Euro in inländische Fonds (Publikum und Spezialfonds) investiert. Ausländer machen ihr Geschäft fast zur Gänze in Dachfonds heimischer Anbieter. Schätzungen zufolge dürften dort bei den ausländischen Subfonds etwa zehn Mrd. Euro Privater investiert sein. Abgesehen von Ausnahmen (etwa DWS) haben die steuerlichen Hürden den direkten Weg zum Privatanleger versperrt, sagen die Ausländer.
Dass schnell Milliardenbeträge beim so genannten Retailpublikum platziert werden, erwarten die Ausländer nicht. "Aber natürlich ein Zusatzgeschäft", so Berndt May.
Administrativen Aufwand mit vielen Kleinanlegern haben ja auch nicht alle ausländischen Fondsgesellschaften gern. Allerdings: Privatanleger sind in ihrem Investitionsverhalten wesentlich bindungsfreudiger als Großinvestoren und sind so bei Fondsmanagern andererseits begehrte Stabilisatoren.