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Ausländische Anbieter können die meisten ihrer Fonds nun ebenfalls unbesteuert in Stellung bringen

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Infografik: Die frühen Datenlieferanten

Grafik: DER STANDARD
Ausländische Fondsgesellschaften haben bei heimischen Privatanlegern ab Juli einen neuen Auftritt: Wenn sie der depotführenden Bank täglich Steuerdaten, gleich den inländischen Anbietern, liefern, dann zieht die Bank automatisch die Kapitalertragsteuer ab. Damit herrscht statt der notwendigen Aufnahme der Fondserträge in die Steuererklärung oder wahlweiser 1,5-prozentiger Sicherungssteuer Steuergleichheit mit den inländischen Anbietern.

Theoretisch stehen somit fast zweieinhalbtausend inländische rund dreieinhalbtausend ausländischen Fonds "waffengleich" gegenüber. Allerdings: Das gilt nicht für Immobilienaktien- und Immobilienfonds. Und: Um doch eine kleine Komplikation zu halten, wird zwischen "weißen" und "blütenweißen" ausländischen Fonds unterschieden. (Siehe Expertenkommentar auf der folgenden Seite.)

Beraterfrage

Und: Nicht alle ausländischen Anbieter schaffen es oder wollen es, täglich Steuerdaten anzuliefern. Ein Dutzend hat sich per Juli dazu verpflichtet, einige andere, darunter JP Morgan Fleming, ziehen etwas später nach. Anderen dürfte der Aufwand im Vergleich zum Marktpotenzial zu gering sein. "Es ist durchaus zu erwarten, dass sich der eine oder andere Anbieter zum Jahreswechsel zurückzieht", so Marion Schaflechner, Geschäftsführerin des Marktführers Fidelity in Österreich.

Sie erwartet allerdings "deutliche Impluse für den Absatz ausländischer Investmentfonds in Österreich". Eine aktuelle Studie von Fessel-GfK in ihrem Auftrag fand: Die deutliche Mehrheit der Berater begrüßt die Steuergleichheit. Vor allem von den Vermögensberatern erwarten sich die Ausländer offenbar auch künftig Geschäft: Die Vereinigung ausländischer Investmentgesellschaften (VAIÖ) plant eine bundesweite Roadshow, wer kann, kurbelt am Vertrieb und auf Direktanlage-Plattformen.

"Wir erleben eine Aufbruchstimmung", so Berndt May, VAIÖ-Chef und Spitzenmann von JP Morgan Fleming in Österreich. Einen Kampf um den Markt sieht er allerdings nicht. Insgesamt wachse das Vorsorge- und Anlagesegment, argumentiert er und zitiert ein gleichberechtigtes Nebeneinander in- und ausländischer Anbieter. Derzeit sind per Ende Mai rund 137 Mrd. Euro in inländische Fonds (Publikum und Spezialfonds) investiert. Ausländer machen ihr Geschäft fast zur Gänze in Dachfonds heimischer Anbieter. Schätzungen zufolge dürften dort bei den ausländischen Subfonds etwa zehn Mrd. Euro Privater investiert sein. Abgesehen von Ausnahmen (etwa DWS) haben die steuerlichen Hürden den direkten Weg zum Privatanleger versperrt, sagen die Ausländer.

Dass schnell Milliardenbeträge beim so genannten Retailpublikum platziert werden, erwarten die Ausländer nicht. "Aber natürlich ein Zusatzgeschäft", so Berndt May.

Administrativen Aufwand mit vielen Kleinanlegern haben ja auch nicht alle ausländischen Fondsgesellschaften gern. Allerdings: Privatanleger sind in ihrem Investitionsverhalten wesentlich bindungsfreudiger als Großinvestoren und sind so bei Fondsmanagern andererseits begehrte Stabilisatoren.

Nun wird also die Frage der Qualität des Anbieters und der Erträge das Verkaufsargument sein. Ob Rückflüsse für Inländer anstehen oder bloßes Zusatzgeschäft für Ausländer kommt, ist noch unklar. "Ich sehe jedenfalls kein Match Inland gegen Ausland", so May. Sehen sich die inländischen Kapitalanlagegesellschaften nun bedroht? Unisono heißt es aus den Häusern "nein". Qualität der Produkte, Kundenbindung, Service, werden als "Assets" genannt. (Karin Bauer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. 6. 2005)