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Washington reagierte schnell: Laut dem US-amerikanischen State Department hat man 2004 in Kolumbien 136.555 Hektar Kokafelder mit Pflanzengift besprüht, aber keinen Rückgang der Anbaufläche erzielt. Mit anderen Worten: Es wurden neue Felder angelegt.

Nun sollen zu den bereits bewilligten 600 Millionen Dollar Antidrogenhilfe zusätzliche 147 Millionen kommen: für den Kauf weiterer Sprühflugzeuge und Kampfhubschrauber. Seit zwei Jahrzehnten bemühen sich die USA mit Zwangsmaßnahmen und Militarisierung, den Kokaanbau zu bekämpfen. Die Erfolge sind mäßig: Nur in den letzten beiden Jahren konnte ein Rückgang erzielt werden, bedingt durch ein Rekordergebnis in Kolumbien. Ansonsten liegt die Gesamtanbaufläche seit mehr als 20 Jahren ziemlich konstant bei 200.000 Hektar.

Die Kollateralschäden indes sind erheblich: Ohne Alternativen für die Bauern führt diese Politik dazu, dass die Betroffenen in die Armutsgürtel der Städte abwandern; oder dass sie tiefer im Hinterland Koka anbauen. Die Politik der Kokavernichtung ohne Nachhaltigkeit dürfte etwa in Bolivien zwischen 200.000 und 400.000 Hektar Regenwaldes verschlungen haben.

Der "shotgun-approach" Washingtons heizt soziale Konflikte an und trägt zur Destabilisierung bei, die Europäer und die internationale Gemeinschaft setzen mehr auf zivile Lösungen und alternative Entwicklung. Doch auch wenn es für die Probleme viele Ursachen gibt - die stärkste der radikaloppositionellen Parteien in Bolivien ist aus den organisierten Kokabauern hervorgegangen. (DER STANDARD, Printausgabe, 24.6.2005)