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Wunderbare Partei- vermehrung in der Steiermark: Gerhard Hirschmann vermutet dahinter die Partei- strategen rund um Landeschefin und Titel- verteidigerin Waltraud Klasnic.

Foto: APA/ Montage: Beigelbeck
Im STANDARD-Gespräch kontert Hirschmann mit scharfen Attacken gegen seine Mutterpartei, die er hinter der Aktion vermutet.


Graz - Plötzlich, aus dem politischen Nichts, tauchte jetzt - im Vorfeld der steirischen Landtagswahlen - eine neue Liste, die "Partei der Nichtwähler - Parteifrei", auf. Sie existiert vorerst nur im Internet, das junge Gründungsteam kommt aus der Werbe- und Internetbranche.

Der STANDARD-Bericht über das Auftauchen dieser - auf die große Gruppe der Nichtwähler zielenden Partei - bringt jenen, dem diese Parteigründung vordringlich schaden könnte, einigermaßen aus dem Häuschen. Gerhard Hirschmann, Ex- ÖVP-Landesrat und Chef der "Liste Hirschmann" ist fest davon überzeugt, dass dies "eine Erfindung der ÖVP" sei, um ihm zu schaden und einen möglichen Einzug in die Landesregierung zu verhindern. Hirschmann: "Diese Aktivität aus der ÖVP zeigt mir, dass diese Partei auf einem unfassbaren Selbstvernichtungstrieb ist." Die Volkspartei, deren Mitglied er nach wie vor ist, unterliege einem "schweren strategischen Fehler", wenn sie versuche, seine Liste zu behindern.

Hirschmann im Gespräch mit dem STANDARD: "Die ÖVP kann doch bitte nur ein einziges Interesse haben: nämlich, dass es dem Gerhard gut geht und ich in die Regierung komme. Ansonsten steht es fünf zu vier in der Regierung für die SPÖ und dann ist der Landeshauptmann für die Volkspartei weg, die Regierungsmehrheit ebenso und sie kann damit rechnen, für 30 Jahre weg von der Macht zu sein. Es wäre katastrophal für die ÖVP. Aber sie werden sich ohnehin schwer täuschen."

Die Führungsriege der steirischen ÖVP hebt nur unwissend die Schultern. "Ich weiß von gar nichts", beteuert VP-Klubchef Christopher Drexler. "Ich hab von dieser Partei jetzt zum ersten Mal gehört", schwört auch VP-Geschäftsführer Andreas Schnider.

Sehr wohl bekannt kommt dieses Prinzip plötzlicher Parteigründungen den Grünen vor. Als die Grünen in den 80er- Jahren in den Landtag drängten, tauchten ebenfalls über Nacht neue Parteien auf, mit so sinnigen Namen wie "Liste Kernöl". Grünen-Abgeordneter Peter Hagenauer: "Das hat uns damals extrem geschadet. Diese Listen haben uns bisweilen die Hälfte der Stimmen gekostet. Wir haben immer gewusst, dass da die ÖVP dahinter gesteckt ist. Das wurde auch nie dementiert."

Hirschmann behauptet, über aktuelle Umfragen zu verfügen, die seiner Meinung nach die Nervosität der VP erklärten. Demnach steige er mit seiner "Liste Hirschmann" auf zehn bis zwölf Prozent (andere Umfragen kommen auf fünf bis sechs Prozent). VP und SP lägen weiter Kopf an Kopf. Die KP käme auf fünf Prozent, die Grünen auf sieben, BZÖ und FP nicht mehr in den Landtag.

Die Landtagsparteien quält zurzeit noch eine andere zentrale Frage: Wann soll gewählt werden? Zumal auch eine eventuelle Bundeswahl einkalkuliert werden müsse, heißt es in VP-Kreisen. Im Gespräch ist eine Vorverlegung auf den 25. September, was wegen der kurzen Frist eher den kleinen Parteien schaden würde. VP-Klubchef Drexler spekuliert auch mit einem Termin Ende Oktober, nach Wien und dem Burgenland, um "ein Gegenpendel in Richtung ÖVP" auszulösen. (DER STANDARD, Printausgabe, 24.06.2005)