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Jürgen Melzer beim Return.

Foto: EPA/Philpott
London - Jürgen Melzer hat am Samstag sein großes Ziel Wimbledon-Achtelfinale knapp verfehlt. Österreichs Nummer eins kassierte in der dritten Runde gegen den als Nummer 15 gesetzten Argentinier Guillermo Coria trotz 2:0-Satzführung eine bittere Niederlage - nach 169 Minuten hieß es auf Court 18 aus Melzers Sicht 6:3,6:3,2:6,2:6,4:6.

Historische Chance verpasst

Der 24-Jährige verpasste damit die historische Chance, als erster Österreicher seit Alexander Antonitsch (1990) auf dem heiligen Rasen in die Runde der letzten 16 einzuziehen. Neben Antonitsch war das zuvor lediglich einem österreichischen Herren gelungen, nämlich 1947 Hans Redl. Im Achtelfinale hätte einer der ganz großen Turnier-Favoriten auf Melzer gewartet - der US-Amerikaner Andy Roddick.

Wimbledon präsentierte sich am Samstag nach einem Temperatursturz mit Regenwolken und nur 15 Grad Celsius grau in grau. Dennoch legte Melzer, so wie sein Kontrahent aus Südamerika mit verkehrter weißer Kappe ausgestattet, nach seinen klaren Auftakterfolgen gegen den Kroaten Ivan Ljubicic (6:4,6:4,6:4) und den Spanier Alex Calatrava (6:4,6:4,6:1) mit breiter Brust los. Der Deutsch Wagramer zog auf 2:0 davon, musste jedoch das Reabreak zum 1:2 und damit seinen ersten Aufschlagsverlust des Turniers hinnehmen.

Das brach Melzers Rhythmus jedoch keineswegs. Der Österreicher spielte vor allem in seinen Servicegames wie aus einem Guss, retournierte stark, hielt auch in den Grundlinienduellen überraschend gut mit, breakte zum 4:2 und servierte Satz eins sicher aus - 6;3. Auch der zweite Durchgang entwickelte sich zu einer souveränen Geschichte, der ÖTV-Daviscupper durchbrach den Aufschlag des achtfachen ATP-Turnier-Siegers zum 2:1 und 6:3. Nach nur 58 Minuten der Begegnung führte Melzer 2:0.

Blackout zur Mitte des dritten Satzes

Der Wendepunkt der Partie passierte Mitte des dritten Satzes. Ab dem Spielstand von 1:2 machte Coria plötzlich neun Games in Folge, der bis dahin kanonenhaft aufschlagende Melzer gab also sein Service vier Mal in Folge ab. Coria sicherte sich damit Satz Nummer drei 6:2 und zog im vierten Set auf 4:0 davon. Der Sandspezialist aus Argentinien, der so wie Melzer erstmals die dritte Wimbledon-Runde erreicht hatte, hatte danach keine Mühe mehr, den Satz nach Hause zu spielen - 6:2.

Damit war die Partie wieder völlig offen - mit psychologischem Vorteil für den French Open-Finalisten des Vorjahres. Und der machte sich im Entscheidungssatz rasch bezahlt, denn Coria gelang das im Endeffekt entscheidende Break zum 2:1. Melzer boten sich zwar noch vier Breakchancen (zwei davon beim Stand von 3:4), verwerten konnte er jedoch keine davon. Bei 3:5 wehrte Melzer bei eigenem Aufschlag zwei Matchbälle an, im anschließenden Game machte der 23-Jährige aus Venado Tuerto dann aber alles klar.

Enttäuscht und leer

"Ich bin sehr enttäuscht, ich bin jetzt sehr leer", meinte Melzer nach dem Fünfsatz-Out. "Ich habe mir aber nicht allzu viel vorzuwerfen. Am Anfang ist er gegen eine Wand gerannt, danach bin ich gegen eine Wand gerannt", bilanzierte der Wimbledon-Junioren-Sieger 1999, der das Break von Coria zum 3:2 im dritten Satz als Wendepunkt bezeichnete.

Coria habe danach eine Spur besser, er eine Spur schlechter gespielt. "Da haben bei Returns und Aufschlägen eben die paar entscheidenden Millimeter gefehlt." Im Entscheidungssatz fand Melzer dann wieder zu seinem Spiel. "Im Fünften Satz war alles möglich, da war alles drinnen."

Melzer-Coach Karl-Heinz Wetter war so wie sein Schützling enttäuscht, hob jedoch die Leistung in den beiden ersten Sätzen hervor: "Die ersten beiden Sätze waren absolutes Top-10-Niveau."

Trost im Doppel möglich

Wimbledon 2005 ist für Melzer damit aber noch nicht zu Ende, denn am Montag wird das am Freitag wegen Regens unterbrochene Zweitrunden-Doppel Melzer/Julian Knowle gegen die Rumänen Victor Hanescu und Andrei Pavel (Stand 7:6,7:6) fortgesetzt. Danach wird Melzer das Rasenturnier in Newport bestreiten, darauf geht es in Stuttgart und Kitzbühel weiter. (APA)