Freilich lässt sich schwer sagen, wie weit Mehta nun der pastosen Deutung durch Richard Strauss im geistlich-religiösem Sinn zustimmt, musikalisch jedenfalls hat er sich am vergangenen Freitag im Musikverein mit diesen schwelgerischen Philosophemen mit einem die Wiener Philharmoniker wie auch das Publikum mitreißenden und hell begeisternden Einsatz identifiziert.
So wurde die Frage, ob und wie sehr Zarathustras Geist aus diesem Werk spricht, zur Nebensache. Vielmehr wurde diese atemberaubende Wiedergabe zu einer glänzenden Rehabilitierung für den gerade gegenwärtig schwer in Verruf gekommenen Begriff des Populismus.
Richard Strauss hat mit jedem Ton, jedem Akkord und jeder Pause deren Wirkung auf seine Zuhörer genau kalkuliert. Weil er von ihnen lebte, schrieb er für sie. Europas Politiker sollten bei Richard Strauss in die Schule gehen.
Oder auch bei Maxim Vengerov. Denn auch dieser Zaubergeiger weiß, was er als Solist von Beethovens Violinkonzert seinem Publikum schuldig ist und wie er es in ekstatische Begeisterung versetzt. Was er vollbringt, als Interpretation zu bezeichnen, wäre zu wenig - vielleicht auch zu viel - gesagt.
Substanzveränderung
Was Vengerov vollbringt, ist eine substanzielle akustische Wesensveränderung der Noten. In beinah mystischer Union mit seiner Stradivari verwandelt er gleich einem Alchemisten seinen Part in ein verzauberndes Gespinst von höchst persönlichen Mitteilungen voll inbrünstiger Eindringlichkeit, zu denen ihm die vom Mehta in Dynamik und Tempo zu Gemessenheit angehaltenen Philharmoniker das passende Forum boten.