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Innenminister Nicolas Sarkozy hatte bereits im Jahr 2003 Kontakte zum rechtsextremen Front National.

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Paris - Zum ersten Mal seit 1993 empfängt ein französischer Premierminister Vertreter des rechtsextremen "Front National" (FN) zur politischen Aussprache an seinem Amtssitz Hotel Matignon in Paris. Premier Dominique de Villepin (UMP) empfing am Montag die Chefs sämtlicher politischer Parteien zu einer Aussprache nach der Ablehnung des europäischen Grundgesetzes durch die Franzosen. Die Verfassung war im Rahmen einer Volksabstimmung am 29. Mai von knapp 56 Prozent der Wähler abgelehnt worden.

Heftige Kritik löste der Empfang der FN im Hotel Matignon bei Vertretern der Linskopposition aus. Der ehemalige sozialistische Finanzminister Dominique Strauss-Kahn (PS) warf de Villepin wie Innenminister und UMP-Chef Nicolas Sarkozy eine "Strategie der Annäherung an die rechtsextreme Wählerschaft" vor.

Sarkozy bezeichnete die Einladung der rechtsextremen Partei Jean-Marie Le Pens als "durchaus normal". "Drer Premierminister hat entschlossen, alle politischen Kräfte einzuladen, die in der Nationalversammlung, im Senat oder im Europaparlament vertreten sind. Gibt es einen Grund, vom französischen Volks gewählte Vertreter abzulehnen?", fragte der Innenminister und fügte hinzu: "Wenn man beschließt, die gewählten Vertreter zu empfangen, dann empfängt man sie alle und nicht nur jene, die einem gefallen."

Sarkozy hatte als Innenminister bereits im Jahr 2003 Vertreter der FN zu Beratungen über die Reform des Regionalwahlgesetzes empfangen. Im Jahr 1993 hatte der damalige Premier Edouard Balladur (RPR, nunmehr UMP) Jean-Marie Le Pen im Hotel Matignon empfangen.

Dagegen hat Präsident Jacques Chirac (UMP) die "Front National" stets von allen Aussprachen ausgeschlossen. Chirac war stets ein Verfechter der "republikanischen Front", wonach linke und konservative Parteien gemeinsam jeden Kontakt mit der FN verwehren. (APA)