Jörg Haiders Reaktionen auf die Vorwürfe, er habe jahrelang auf Parteikosten gelebt, sind entlarvend. Alles "absoluter Unsinn", meinte der Ex-FPÖ-Chef beleidigt, er habe schließlich nie ein persönliches Spesenkonto gehabt, sondern alle Aufwendungen waren von und für die Partei. Dem steht gegenüber, dass die Grenzen zwischen Partei- und Privatkasse in der Phase des Höhenflugs der Blauen längst verwässert waren und sich Haider und seine Entourage in etwa so benahmen wie jene Parteibonzen, die sie in den Jahren zuvor stets angeprangert haben.

Nun zeigt sich, dass dem Prinzip Selbstbedienung nicht nur in FPÖ-Kreisen, sondern auch im mittlerweile orangen Kernreich Kärnten gefrönt wurde. Nur lassen sich Landesbudgets nicht ganz so einfach zurechtbiegen wie die freiheitliche Finanzgebarung, und auch Landesbeamte sind wohl schwieriger zu lenken als die Finanzreferenten einer ohnedies zum Jörgl- Wahlverein degradierten Partei. Aber Haider zeigte sich erfinderisch: Repräsentationsbudgets wurden fusioniert und fantasievoll erweitert, die Protokollabteilung zur persönlichen Stabsstelle gemacht - kurzum: Der Landeshauptmann setzte all jene Schritte, für die er politische Gegner in seiner Zeit als Robin Hood der Steuerzahler verteufelt hätte.

Spät, aber doch zeigt sich, dass sich das Politainment-System Haider mit all seinen inszenatorischen Gags und zeitgeistigen Statussymbolen nur mit Unsummen an Geld aufrechterhalten ließ. Unsummen, für die Haider stets bereit war, ungeachtet seines Postulats von der gläsernen Partei jedwede Finanzquelle anzuzapfen. Dass ihn diese Spesenritterei nun teuer zu stehen kommt, ist der schlüssige Tiefpunkt einer Karriere, in der sich - entgegen allen Behauptungen - vieles, wenn nicht alles ums Geld gedreht hat. (DER STANDARD, Printausgabe, 28.06.2005)