Gleich vorweg: Es wird für Sie grausam werden. Sie sehen alle kuscheligen Felle, die Sie in Ihren Träumen für den Notfall horteten, fortschwimmen. Auf den jungen Mann auf dem weißen Pferd oder andere Rettungsengel können Sie lange warten: Sie kommen nicht. Sie waren nie unterwegs zu Ihnen, wollte nie "You are so beautyful!" sagen. Da können Sie noch so schluchzen. Sie haben sich mit dem, der behauptet, "I'm Your Man", abzufinden.

Franz Wittenbrinks Figuren im musikalischen Cocktail "Mütter" (Regie: Isabella Fritdum, Musikalische Leitung: Matthias Stötzel) geben zwei unterhaltsame Stunden lang Evergreens zum Besten - samt Mutter-Sohn-Verhältnis und dessen Folgen. Die Theorie: Nach Freud brechen gleich bei unserer ersten Liebesbeziehung, jener mit der Mutter, Konflikte und Sehnsüchte, Gedanken und Gefühle auf. Und darin wir, im emotionalen Spannungsfeld zwischen gerührt, geschüttelt und genervt. Die schlimmen, süßen Buben, Hanno Pöschl, Hansi Lang, Serge Falck und Kai Bronisch, werden mithilfe bildungsbürgerlicher Lügen, etwa jener vom Heidschibumbeidschi, von ihren Müttern domestiziert.

Das sind heute und in dieser Produktion Alleinerziehende, Übermütter, Karrierefrauen, Schwangere und Großmütter - brillant dargestellt von Dunja Sowinetz, Pilar Aguilera, Tanja Golden, Christa Schwertsik und Pippa Galli. (henn/DER STANDARD, Printausgabe, 28.06.2005)