Wer das Volk befragt, ist selber schuld. Überhaupt, wenn zum Zeitpunkt der Befragung längst nicht alle Fakten auf dem Tisch liegen. Zumindest im Zusammenhang mit der möglichen Bewerbung für die Ausrichtung sportlicher Großveranstaltungen hat diese demokratiepolitisch bedenkliche Aussage doch ihre Berechtigung. Das "Wos brauch ma des" kommt vor allem dort ganz flott über die Lippen, wo es sich von Haus aus gut leben lässt - wie in der Stadt Salzburg. Wer, so könnte man ein wenig despektierlich sagen, Jahr für Jahr ohne viel Aufwand zu Ostern und im Sommer quasi vom Mozart Wolferl, vom Reinhardt Maxl und vom lieben Gott gegebene Festspielgäste en masse zum Ausnehmen hat, braucht nicht auch noch die olympische Familie beherbergen. Die stellt nämlich schon außergewöhnliche Ansprüche bezüglich sportlicher und touristischer Infrastruktur.

Man könnte Olympische Spiele aber auch einmal abseits pekuniärer Überlegungen betrachten. Ein Ja zu Olympia könnte auch einfach als Ja zum Sport an sich interpretiert werden. Und damit als Ja zu gesünderer Lebensführung. Nur Großveranstaltungen wie Olympische Spiele schaffen flott die nicht nur für den Spitzensport nötige Infrastruktur wie vernünftige Hallen.

Politiker, die man von den großen Chancen, die solch ein Event (auch für sie selbst) bringt, schwärmen lässt, sind vielleicht auf Grundsätzlicheres wie die tägliche Turnstunde in den Schulen festzunageln. Österreich ist eine Wintersportnation mit gewissen Defiziten, die sich durch den Motor Heimspiele umso leichter beheben ließen. Olympia generiert jede Menge Interesse über den Skisport hinaus. Und vielleicht könnte man es auch einmal zuwege bringen, auf eine gelungene Veranstaltung unabhängig vom finanziellen Gewinn stolz zu sein. (Sigi Lützow, DER STANDARD Printausgabe 28. Juli 2005)