Dass die schlossbesitzende Sozialministerin Elisabeth Sickl keine grossartige Sachkenntnis über Angelegenheiten hat, für die sie als Ministerin zuständig ist, ist kein Geheimnis: Sie selbst hat in einem ihrer raren Interviews erklärt, für Sachfragen seien schließlich die Beamten da. Die FPÖ-Frau aus dem Gurktal hat sich wochenlang nach ihrer Angelobung dagegen gesträubt, zu sachpolitischen Themen befragt zu werden. Und in der momentan wichtigsten Pensionsfrage hat nicht die zuständige Sickl das Sagen, sondern Wirtschaftsminister Martin Bartenstein von der VP, der ohnehin ein Monsterressort über hat. Sickl- Lücken Dass die Frau Generationsministerin aber selbst in den grundsätzlichsten Frauenfragen nicht sattelfest ist, können und konnten die UserInnen von diestandard.at im Interview mit Eva Linsinger ( "Jetzt am falschen Fuß erwischt" - 9.3.2000) feststellen, das auch in der Zeitung abgedruckt wurde. Frau Minister hat sich dabei gründlich blamiert: So wusste die frühere Präsidentin des Kärntner Landttages nicht, dass das Gleichbehandlungsgesetz für die Privatwirtschaft gar nicht gilt. Auch beim Problem "sexuelle Gewalt" zeigte sich Frau Sickl uninformiert, obwohl gerade über dieses heikle Thema in den letzten Jahren -erfreulicherweise - oft und immer offener diskutiert wurde. Die Interviewerin Eva Linsinger hat eine journalistisch äußerst sorgfältige Arbeit geleistet. Sie hat das Interview Tage zuvor vereinbart und war auch einverstanden, die Frau Minister ausschießlich zu Frauenfragen zu befragen. Eva Linsinger hat das Interview aufgezeichnet und korrekt wieder gegeben. Mehr noch: Sie hat die geschriebene Fassung dem Ministerbüro zur Autorisierung vorgelegt. Erst nach dem Okay der Pressesprecherin wurde das Gespräch veröffentlicht. Wie Mutter Partei reagierte Wie hat die FPÖ auf diese selbstentlarvenden Aussagen der Frau Minister reagiert? Klagen oder dementieren konnten sie nicht, denn es gab schlichtweg nichts zu beanstanden. Sickls Pressesprecherin verlor sofort ihren Job, Zufall oder nicht. Mit Verspätung warf sich Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer in der ORF -TV-Pressestunde dann ins Zeug: Schuld am schlechten Image der Sozialministerin hätten die Journalisten, die Interviews zu "einem komplizierten Quiz über Gesetzesparagraphen" umfunktionierten. Natürlich steht es einer ranghöheren Frau gut an, die Patzer ihrer Schäflein zu decken. Frau Riess-Passer fällt dafür aber nichts Primitiveres ein, als den Spieß umzudrehen und die fragende Journalistin zu beschuldigen. Der ersten blauen Blamage folgte postwendend eine zweite. Doch so einen Stil kann sich frau nicht gefallen lassen. Auch nicht die "unterschwellig mitschwingende Idee, es könnte (oder sollte) Teil des Berufsbildes von Journalisten sein, es Politikern leicht zu machen", wie profil -Redakteurin Doris Knecht im Kurier zu dieser Causa schreibt. Wo kommen wird denn hin, wenn JournalistInnen nicht einmal mehr ordentlich arbeiten dürfen?