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Im Gaza-Streifen kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Militär, nachdem jüdische Siedler ein verlassenes palästinensisches Haus besetzt hatten.

Foto: APA/ Hollander
Tel Aviv/Jerusalem - Radikale Gegner eines israelischen Abzugs aus dem Gazastreifen haben am Mittwoch die Autobahnen nach Jerusalem und Tel Aviv gesperrt. Demonstranten blockierten mehrere Verkehrsknotenpunkte in Israel, obwohl tausende Polizisten im Einsatz waren.

In Jerusalem habe die Polizei Wasserwerfer eingesetzt, um die Sperren aufzulösen, berichteten israelische Medien. Auf einer Autobahn nördlich von Tel Aviv lieferten sich Polizisten Rangeleien mit etwa 30 Protestierern, während sich der Verkehr bis in die Stadt staute.

Die Abzugsgegner hatten angekündigt, das Land lahm legen zu wollen, um gegen die im August geplante Räumung von 25 Siedlungen im Gazastreifen und nördlichen Westjordanland zu protestieren.

Angst vor gewalttätigem Widerstand

In Israel wächst nun die Sorge, die jüdischen Siedler könnten sich mit Gewalt gegen den geplanten Abzug aus dem Gaza-Streifen wehren. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben mehrere potenzielle Gewalttäter in Präventivhaft nahm.

"Das ist unzulässig und unverzeihlich", sagte der stellvertretende Ministerpräsident Shimon Peres in Jerusalem zum den Protestaktionen. "Ich hoffe sehr, dass wir nicht 8000 Leute Israel in den Würgegriff nehmen lassen." Der Minister für innere Sicherheit, Gideon Ezra, sprach im Rundfunk von einem "schwerwiegenden Vorfall, den wir vollständig untersuchen werden".

Zahlreiche Festnahmen

Um Anschläge auf Baustellen der öffentlichen Hand zu verhindern, nahm die Polizei nach eigenen Angaben mehrere ultranationalistische Juden fest. Bürgerrechtsgruppen kritisierten, dass die Behörden manche Verdächtige ohne konkreten Vorwurf gefangen nähmen. Regierungsvertreter antworteten, die Häftlinge könnten gewalttätig werden und sogar versuchen, Ministerpräsident Ariel Sharon zu töten. Sharon hat bereits mehrere Morddrohungen erhalten. Alle Festnahmen seien gerechtfertigt, sagte Ezra dem Rundfunk.

Wasserwerfer eingesetzt

Mit Gewalt hielt die Polizei auch mehrere hundert Abzugsgegner davon ab, eine Hauptverkehrsstraße vor den Toren Jerusalems zu blockieren. Den jugendlichen Anhängern der Ultrarechten gelang es angesichts der massiven Polizeipräsenz nur vorübergehend, eine Kreuzung auf der zum Flughafen führenden Straße zu versperren.

In orangefarbenen T-Shirts, der Farbe des Widerstands gegen den Gaza-Abzug, rannten sie auf die Straße. Auch manche Autofahrer hatten orangefarbene Bänder an ihren Wagen angebracht. Die Polizei ging mit Gummiknüppeln und Wasserwerfern gegen die Demonstranten vor und löste so die Kundgebung innerhalb kurzer Zeit auf. Mehrere Jugendliche wurden festgenommen.

Unruhen im Gaza-Streifen

Zu gewaltsamen Unruhen kam es im Gaza-Streifen, als Soldaten gegen junge Siedler vorgingen, die ein verlassenes palästinensischen Haus besetzt hielten. Neun wurden festgenommen. Bei anschließenden Ausschreitungen zwischen den Hausbesetzern und palästinensischen Schaulustigen wurden ein Siedler, ein Soldat und vier Palästinenser verletzt.

Der Abzugs-Plan von Sharon sieht vor, alle 21 jüdischen Siedlungen im besetzten Gaza-Streifen und vier der 120 Siedlungen im Westjordanland zu räumen. (APA/dpa/Reuters)