Graz – Spätestens wenn Stadtbesucher zaghaft nach der Bedeutung des gemeißelten Steines oder der Bronzeskulptur fragen, wird bisweilen die eigene Unwissenheit offenkundig. Dutzende Kunstwerke beeinflussen auch in Graz das Stadtäußere, doch nur wenig ist über deren Entstehen und letztlich die Autorenschaft der künstlerischen Produktionen bekannt.

Die Künstlerplattform Intro-‑ Graz-Spection hat sich nun dieses Defizits angenommen und es detailreich gefüllt. 55 Kunstwerke wurden katalogisiert, vor Ort beschriftet und in einen Kunstguide aufgenommen. Was einfach klingt, gestaltete sich in der Praxis als komplizierter Hürdenlauf durch die Bürokratie. Christian Marczik, Mastermind der Intro-Spection: "Es gab einen Kampf um jedes einzelne Schild. 25 Ämter mussten wir beschäftigen, damit wir die Erlaubnis der Beschriftung bekamen. Wir mussten beim Liegenschaftsamt der Stadt vorsprechen, beim Straßenamt, beim Naturschutz bei Ministerien bis hin zu den Hausveraltungen."

Temporäre Kunstwerke

Es habe "regelrechte Angst" vor der Beschriftung gegeben, zumal mit der Anbringung der Tafel auch gleichzeitig eine gewisse Endgültigkeit gegeben ist. Viele Kunstwerke, wie der "Rostige Nagel" im Stadtpark, der eigentlich "Brunnenwerk" heißt und von Serge Spitzer stammt oder das "Lichtschwert" von Hartmut Skerbisch waren als temporäre Kunstwerke angelegt, bis sie ins Stadium des Provisoriums übergingen, was hier zu Lande bedeutet, dass sie nun wohl auf ewig dort stehen werden.

Parallel zu den jeweiligen Beschriftungen vor Ort ist auch ein handlicher Kunstguide mit Infos über die Kunstwerke im öffentlichen Grazer Raum erschienen. (mue, DER STANDARD Printausgabe 29.7.2005)