London - Der britische Premierminister Tony Blair hat den Klimawandel als vermutlich größte Bedrohung für die Welt bezeichnet. Ohne die Unterstützung der USA könne der Kampf gegen die globale Erwärmung nicht gewonnen werden, sagte Blair am Donnerstagabend während der Aufzeichnung einer Sondersendung des Musiksenders MTV.

"Die USA sind der größte Produzent von Treibhausgasen, und sie haben sich geweigert, das Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz zu unterzeichnen", erklärte er vor 40 Jugendlichen aus 24 Staaten.

USA einschließen

"Wenn Amerika außen vor ist, wird es keine Lösung geben", sagte Blair, der gemeinsam mit Bob Geldof auftrat, dem Organisator der Live-8-Konzerte für die Afrika-Hilfe am Samstag. "Denn es wird schwierig für uns, China und Indien zu sagen: 'Macht mit im Kampf gegen den Klimawandel', wenn die USA nicht dabei sind."

Verteidigung

Bush verteidigte am Donnerstag den amerikanischen Rückzug aus dem Kyoto-Protokoll. Eine Einhaltung der Vorgaben hätte die US-Wirtschaft zu Grunde gerichtet, sagte der US-Präsident in einem am Donnerstag ausgestrahlten Interview mit dem dänischen Rundfunk. "Ich hätte Kyoto nicht guten Gewissens unterzeichnen können."

Bush in Isolation?

Blair will einem Pressebericht zufolge den Kampf gegen den Klimawandel zu einem der wichtigsten Themen des G-8-Gipfels kommende Woche machen und Bush dabei notfalls isolieren. Wie die Zeitung "The Guardian" am Freitag unter Berufung auf britische Kabinettsmitglieder berichtete, könnte es im schottischen Gleneagles erstmals eine G-8-Gipfelerklärung geben, von der ein Teil nur von sieben der acht Staats- und Regierungschefs getragen und nicht vom US-Präsidenten angenommen wird.

Die Regierungsmitglieder bezeichneten Blair dem Blatt zufolge als mutig, da er entgegen politischer Ratschläge an seiner Haltung zum Kampf gegen den Klimawandel festhalten wolle. Die USA sind der einzige G-8-Staat, der nicht das Kyoto-Klimaschutzprotokoll unterzeichnet hat.

Entwurf der Erklärung

Der "Guardian" erhielt nach eigenen Angaben eine Kopie des Entwurfs für eine Erklärung zum Klimaschutz, der beim G-8-Gipfel vorgestellt werden soll. Die USA lehnen demnach die Formulierung ab: "Klimawandel ist eine ernste und langfristige Herausforderung, die jeden Teil des Globus treffen könnte. Es gibt jetzt klare Beweise, dass eine bedeutende Erderwärmung erfolgt und dass menschliche Aktivitäten zu dieser Erwärmung beitragen." Die USA seien auch gegen die Aufnahme einer Formulierung, in der eine "Verlangsamung, ein Stopp und dann eine Umkehrung" der Steigerung der Treibhausgase gefordert wird, um "dem Risiko von Wirtschafts-, Umwelt- und Sicherheitsrisiken vorzubeugen".

Einmütigkeit unter den G-8-Staaten herrscht dem Bericht zufolge dagegen bei der Formulierug "Es wird erwartet, dass die weltweite Energienachfrage in den kommenden 25 Jahren um 60 Prozent steigen wird. Dies kann zu einer bedeutenden Steigerung der Treibhausgas-Emissionen führen, die mit dem Klimawandel im Zusammenhang stehen". Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industriestaaten und Russlands kommen von Mittwoch bis Samstag im schottischen Gleneagles zusammen. (APA/AP)