Die Forscher haben eine Reihe von Versuchspersonen mit Musik von Schostakowitsch konfrontiert. Dabei wurde via elektrischem Hautwiderstand gemessen, wie sich diese extrem dynamische Musik auf die Psyche, die Muskulatur und das Wohlbefinden des Einzelnen auswirkt. Projektleiter Hans Ulrich Balzer sagte bei einer Presseinformation, erstmals sei der wissenschaftliche Nachweis gelungen, dass die Musik physiologisch wirkt. "Für manche Menschen verursacht sie Stress, manche werden durch die Musik beruhigt. Die Faustregel gilt, je kränker ein Mensch ist, desto mehr sinkt die Belastbarkeit und desto größer ist die Sehnsucht nach simpler Musik."
Frage von Fehlern
Für Rektor Roland Haas ist besonders bedeutsam, dass mit diesen Stressmessungen ergründet werden kann, warum Menschen Fehler machen und wie durch verbesserte Synchronität zwischen Willen und Körperspannung Selbstvertrauen gesteigert und pädagogische Leitsätze die Lehre erarbeitet werden könnten. "Es gilt herauszufinden, wann ein Mensch trainieren und sich zusammenreißen muss und wann er sich besser entspannen sollte. Synchronität der Physis und der Psyche hilft, die eigene Leistung bei geringerem Energieaufwand zu steigern. Zugegeben, das klingt wie eine Binsenweisheit, vieles davon weiß der erfahrene Pädagoge oder der einfühlsame Psychologe ohnehin. Aber wir liefern erstmals fundierte wissenschaftliche Daten. Als nächstes müssen diese Daten umgesetzt werden und zur konkreten Verbesserung der Pädagogik führen und zum Beispiel dem Musiker helfen, in Stresssituationen den Draht zu sich selbst nicht zu verlieren."
Freejazz
Balzer erläuterte, jeder Mensch schütte im Minuten-Rhythmus natürliches Adrenalin aus. Fast jede Musik unterliegt dem selben Rhythmus. Wenn ein Musiker also authentisch komponiert und interpretiert, wird meistens Wohlbefinden ausgelöst. "Freejazz-Musiker wirken auf mich oft richtig krank und auch auf den Hörer wirkt diese Musik unerträglich. Auch werden zeitgenössische Kompositionen, die den Biorhythmus der Zeit nicht berücksichtigen, generell als unangenehm empfunden."