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Grafik: Archiv

"Es ist jetzt soweit – Wienux ist fertig", mit diesen Worten stellte Stadtrat Rudolf Schicker am Dienstag jene Linuxversion vor, die ab sofort in der öffentlichen Verwaltung von Wien zum Einsatz kommen kann.

Freiwillig

Die MitarbeiterInnen der Stadtverwaltung können selbst entscheiden, ob sie lieber das Betriebssystem und die Office-Software des weltweiten Marktbeherrschers Microsoft oder lieber mit dem von der Stadt entwickelten Wienux und dem Open Source-OfficePaket OpenOffice.org arbeiten wollen.

Weniger Kosten, Sicherheit und gute Erfahrungen

Bis 2008 wird nun der Einsatz von Linux in der Praxis getestet. Dann werde sich entscheiden, wie weiter vorgegangen werde. Für den IT-Chef der Bundeshauptstadt, Erwin Gillich, sprechen neben Kosten- und Sicherheitsaspekte auch gute Erfahrungen mit freier Software für den Einsatz von Linux und Co. Die Stadt setzt bereits seit 1989 Open Source-Software im Serverbereich ein. Bedienungsnachteile kann Gillich nicht mehr entdecken – zu ähnlich seien Linuxbenutzeroberflächen und Windows. Sicherheitsbedenken gebe es schon gar nicht.

Kosten

Die Betriebskosten des Duos OpenOffice und Wienux sollen sich in den nächsten fünf Jahren auf 1,1 Mio. Euro belaufen. Für die Microsoft-Produkte fallen keine neuen Kosten mehr an, da dafür die Lizenzgebühren bereits bezahlt wurden. Bei offener Software fallen diese weg. Laut Gillich kann sich Wien mit der Kombination Wienux und Openoffice.org 90 Euro pro Rechner und Jahr ersparen.

So sieht Wienux aus

Wienux wurde auf Basis der populären Linux-Distribution Debian 3.1 entwickelt – laut Gillich – könnte künftig auch Ubuntu Linux zum Einsatz kommen. Als Benutzeroberfläche kommt KDE, als Webbrowser Firefox zum Einsatz.

Auf allen Rechnern der Stadt

Das ebenfalls lizenzkostenfreie OpenOffice.org ist das Pendant zu dem derzeit im Magistrat verwendeten MS-Office. Es kann plattformunabhängig sowohl auf Wienux- als auch MS-Windows-PCs installiert und parallel zu MS-Office betrieben werden. Gillich kündigte an, dass man OpenOffice auf allen Rechner der Stadt installiert wird.

Umsteiger

Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Umsteller im ersten Jahr einige Hundert nicht überschreiten wird" meint Gillich. Bis in zwei bis drei Jahren die Migration auf Microsoft-Ebene, derzeit kommt Windows 2000 zum Einsatz, ansteht, wird es zum Einsatz von Open Source am Desktop aber schon einige Erfahrungen geben.

Erwin Gillich, Stadtrat Rudolf Schicker, Gemeinderat Andreas Schieder und Josef Broukal bei der Präsentation von Wienux

"Es geht"

Der Nationalratsabgeordnete und heimische IT-Journalist Josef Broukal betonte bei der Vorstellung von Wienux, dass die Stadt Wien mit dem Schritt hin zu Linux belegt, dass es auch mit freier Software geht.

Microsoft und die Grillplatzverwaltung

Microsoft Österreich hat in einer Stellungnahme auf den Schritt der Stadtverwaltung reagiert. Darin betont der Konzern, dass die Mehrzahl der Mitarbeiter der Stadt Wien mit Microsoft Office und knapp die Hälfte aller Server mit Windows laufen, "darunter populäre Dienste wie beispielsweise die Webservices für die Wiener Grillplatzverwaltung".

Man kann der "Art und Weise, wie hier vorgegangen wird, einiges abgewinnen. Denn hier sollen tatsächlich die Anwender entscheiden, was für sie persönlich am besten ist", so Microsoft-Sprecher Thomas Lutz. (sum)