Wien - Was macht eigentlich ein Sportstaatssekretär den ganzen Tag? Karl Schweitzer zeigt gerne seinen Terminkalender, um zu belegen, dass Oppositions- und Medienvorwürfe von "unnötigen Staatssekretären" völlig falsch sind. Also, kommender Donnerstag, ein ganz normaler Tag im Leben des Sportstaatssekretärs: "Zuerst habe ich Parlament. Dann einen Termin zum Thema Sport auf EU-Ebene. Dann den Boxverband. Dann bin ich beim Bundespräsidenten auf einem Empfang." Oder Freitag: "Da habe ich Bildungsdebatte, das mache ich ja auch noch mit." Auch am Sonntag macht das Abenteuer Politik keine Pause: "Da bin ich bei Senioren aktiv in der Steiermark."

Stress und Meriten

Spitzensport, Breitensport, Großveranstaltungen: Schweitzer könnte stundenlang über sein Portfolio berichten. Und muss sich daher "wirklich ärgern", wenn so getan wird, als sei er einfach ersetzbar. Früher hat die FPÖ eine schlanke Regierung gefordert - nun verteidigen Schweitzer und seine Kollegen die Vergrößerung der Regierung, die seit der Angelobung des parteifreien Außenamtsstaatssekretär Hans Winkler zwölf Minister und sieben Staatssekretäre hat.

Jeder Einzelne davon ist "absolut sinnvoll", findet Kanzler Wolfgang Schüssel. "Hypothetisch und persönlich" ist er sogar der Meinung, dass jeder Minister einen eigenen Staatssekretär vertragen würde. Und zählt die Meriten auf: "Finanzstaatssekretär Alfred Finz hat die Umstellung vom Schilling auf den Euro organisiert. Schon allein damit hat er sich rentiert. Oder Staatssekretär Franz Morak - er hat die Künstlersozialversicherung verhandelt und ist der Verbindungsmann zu Israel." Da sei sicher kein Posten streichbar.

Vizekanzler Hubert Gorbach kann das nur unterstreichen: "Allein die EU-Präsidentschaft rechtfertigt sieben Staatssekretäre." Und lobt die Staatssekretäre "seiner" Partei: "Sozialstaatssekretär Sigisbert Dolinschek bemüht sich um den Behindertenbereich und Konsumentenschutz. Diese wichtigen Bereiche sind mir den Einsatz eines Staatssekretärs wert."

Gorbach selbst hat mit Eduard Mainoni (BZÖ) und Helmut Kukacka (ÖVP) gleich zwei Staatssekretäre zur Seite. Böse Gerüchte behaupten, dass Kukackas Hauptjob die Kontrolle Gorbachs ist - und Mainoni Vielreiser Gorbach vor allem vertreten muss. Papperlapapp sagen beide und verweisen auf ihr dichtes Programm.

Kukacka etwa musste sich am Dienstag nach eigenen Angaben um das ÖBB-Dienstrecht, die Nahverkehrsoffensive, den Donau-Ausbau, die Luftfahrtoffensive und den Generalverkehrsplan kümmern. Dazwischen war er im Ministerrat - wo er allerdings wie alle Staatssekretäre nicht mitstimmen darf.

Mainoni wiederum hat eine Erklärung, warum an der Notwendigkeit von Staatssekretären manchmal gezweifelt wird: "In erster Linie sind es die Minister, die im Rampenlicht stehen. Wir arbeiten teils im Hintergrund." Betonung auf arbeiten.

Spatenstich-Einsatz

Denn auch Mainoni zeigt gern seinen Terminkalender vom Dienstag: "Acht Uhr eine Sitzung wegen der Forschungsstrategie. Dann Büroarbeit. Ministerrat. Dann ein Essen wegen der Struktur der Austrian Research Centers. Dann zum Spatenstich für den Erkundungstunnel Leibenfeld in der Steiermark. Dann zurück nach Wien zur Bürobesprechung. Und den Heurigen des Parlamentsklubs und die Klubsitzung werde ich gar nicht mehr schaffen." (DER STANDARD, Printausgabe, 6.7.2005)