Wien - Eine aktuelle Information des Finanzministeriums (BMF) verstärkt die Verunsicherung bei heimischen Anlegern und Emittenten von Anlagezertifikaten. Demnach sind Zertifikate, die vor dem Stichtag 1. März 2004 als Daueremission begeben wurden, nur KESt-frei, wenn die Emission bis 1. August 2005 geschlossen wird, wie das "WirtschaftsBlatt" heute, Mittwoch, berichtet.

Ursprünglich hatten die Anbieter vor In-Kraft-Treten der Steuerpflicht KESt-freie Zertifikate in Milliarden-Höhe emittiert. "Das Finanzministerium möchte mit dieser Regelung nun das Volumen begrenzen", wird Ernst&Young-Steuerexperte Thomas Wilhelm von der Zeitung zitiert. Wie die Situation für Anleger aussieht, die Zertifikate per Sparplan beziehen, sei noch unklar: "Ein Bezug ist aber weiterhin möglich, wenn die Zertifikate am Sekundärmarkt geordert werden."

Gilt auch für ausländische Emittenten

Von der Regelung seien nicht nur österreichische Emittenten betroffen: "Sehr problematisch ist, dass sich die Wirkung auch auf ausländische Emittenten erstreckt." Auch größere Anbieter wie etwa ABN AMRO wären gezwungen, ihre Alt-Emissionen zu begrenzen, was natürlich nicht passieren werde. "Ich bin schon gespannt, wie das in der Praxis funktionieren wird. Interessant wird, wie die Banken Zertifikate in Hinkunft einstufen werden - im Zweifel vermutlich eher KESt-pflichtig", so Wilhelm. Sein Fazit: "Zertifikate liegen besser auf einem ausländischen Depot. Denn was steuerfrei ist, kann man auch nicht hinterziehen."

Mit Spannung wird dem Zeitungsbericht zufolge auch ein Erlass erwartet, der die Besteuerung von Turbozertifikaten regeln soll. Als wahrscheinliche Variante gilt demzufolge die Kapitalertragsteuer-Freiheit für alle Produkte ab einem "Hebel 5". Wilhelm: "Das ist für spekulative Anleger ein erheblicher Nachteil. Die Steuerbelastung würde sich verdoppeln." (APA)