Kitzbühel - Das Kitzbüheler Horn ist auch diesmal der Berg der Entscheidung der Österreich-Rundfahrt. Zum sechsten Mal türmt sich der steile Anstieg vor den Radprofis auf, diesmal müssen die zehn Kilometer vom Kitzbüheler Stadtzentrum zum Alpenhaus (1.670 m/Höhendifferenz 910 m) in Form eines Einzelzeitfahrens bewältigt werden. Glocknerkönig Juan Miguel Mercado aus Spanien gilt als Topfavorit, doch auch einige Österreicher rechnen sich Chancen aus. Für Gerhard Trampusch, Bernhard Kohl und auch für Hans Peter Obwaller sind Podestplätze in der Gesamtwertung möglich.

Der 26-jährige Mercado ist der Fahrer mit den zuletzt größten Erfolgen im Feld der Hervis-Tour. Neben zahlreichen Tagessiegen, u.a. bei der Spanien-Rundfahrt und im Vorjahr bei der Tour de France hat der Kletterspezialist aus dem Team QuickStep auch drei Rundfahrten (Katalanische Woche, Burgos-Rundfahrt und Castilla-Leon-Rundfahrt) gewonnen.

Eine Knieoperation hat heuer die Teilnahme an Giro oder Tour de France verhindert, nun baut sich Mercado in Österreich für die Vuelta auf. "Ich bin ein Kletterer, das Zeitfahren gefällt mir. Ich glaube, dass ich eine gute Chance habe", sagte Mercado, der die Strecke auf das Horn nach der Mittwoch-Etappe mit dem Auto abfuhr.

Trampusch hatte als Dritter und bester ÖRV-Profi auf dem Glockner gute Form bewiesen, am Donnerstag blickt er nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" nach vorne. "Vielleicht geht sich noch ein Platz nach vorne aus", meinte der 26-jährige Tiroler, der seine Taktik auch im Kampf gegen die Uhr beibehält: "Es gilt, den Rhythmus zu finden und ihn von unten nach oben durchzuziehen."

Den um drei Jahre jüngeren Kohl hatte am Glockner sein Angriffsgeist eine bessere Platzierung gekostet. "Ich hätte Zweiter sein können, wenn ich in er Anfangsphase nicht so viel attackiert hätte", meinte der Niederösterreicher aus dem Team T-Mobile nach Rang sechs, 42 Sekunden hinter Trampusch. Zumindest einen Top-Fünf-Platz hält er für möglich, wenn die Hervis-Tour am Sonntag in Wien endet.

Obwaller hat als einziger Fahrer im Feld auf dem Horn schon gewonnen. Die übrigen Sieger, Georg Totschnig (2000), Cadel Evans (AUS/2001/03) und Gerrit Glomser (2003), rollen derzeit bei der Tour de France. Der Salzburger Obwaller musste auf dem Glockner den vergangenen Anstrengungen und der Kälte Tribut zollen. "Die lange Flucht auf der ersten Etappe hat doch mehr Kraft gekostet als erwartet, ich hoffe, dass ich am Horn Stärke zeigen kann", meinte der Gewinner von 2002. Er hatte damals jedoch die Rundfahrt um zwei Sekunden gegen Gerrit Glomser verloren, die übrigen Hornsieger standen hingegen auch am Schluss ganz oben auf dem Podest. (APA)