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Die Fischers bei einem Ritual auf der Sonnenpyramide in Mexiko.

Foto: APA/epa/Marcos Delgado
Zum Erfolg im Amt des Bundespräsidenten gehören mittlerweile zwei: der gewählte Herr Bundespräsident und die Frau an seiner Seite. Politische Puristen mögen das als Verprivatisierung eines Staatsamtes beklagen. Dennoch gibt es keine andere Funktion der Republik, in der die Persönlichkeit mindestens so viel Programm ist wie das Handeln der Akteure - und darin verdienen sowohl Heinz wie Margit Fischer nach genau einem Jahr im Amt die Haltungsnote "sehr gut".

Statt des spröden Staatsnotars, den manche befürchteten, sitzt nun ein aufgeklärter Volkspräsident in der Hofburg, der seinen nachdenklichen Pragmatismus in heiklen Fragen bewusst öffentlich dokumentiert - etwa indem er auf seine Homepage eine "Einsichtsbemerkung" zur Ratifizierung der EU-Verfassung stellt. Oder seine auffallend ruhige Haltung zur schwarz-blau-orangen Regierungskrise in Massenmails an aufgebrachte Bürger erklärt. Abzuwarten bleibt, wie freizügig Fischers E-Bulletins aussehen, wenn die nächste Regierungsbildung ansteht.

Seiner Frau Margit ist anzurechnen, dass die Fischers auch auf persönlicher Ebene ein neues Kapitel aufgeschlagen haben. Sie, die das Etikett First Lady von vornherein ablehnte, versteht es dennoch hervorragend, einen modernen Typus einer Ersten Frau des Staates zu symbolisieren: unprätentiös, ohne anbiedernd zu sein, politisch aktiv, ohne in die Charity-Falle zu tappen, gerade im richtigen Ausmaß öffentlich präsent, ohne peinliche Kleiderschrankeinblicke zuzulassen. Das Staatsoberhaupt lebt somit eine Partnerschaftlichkeit vor, die in wohltuendem Gegensatz zum Familienkatholizismus der Regierung steht. Mit Recht fühlt es sich nach einem Jahr schon so an, als wären die Fischers immer schon da gewesen. (DER STANDARD, Print, 7.7.2005)