Gleneagles - Die Führer Chinas und Japans werden am Rande des G-8-Gipfels im schottischen Gleneagles keinen neuen Anlauf unternehmen, die Spannungen zwischen beiden Ländern abzubauen. Chinesische Quellen und japanische Delegationskreise berichteten am Mittwoch, es sei kein bilaterales Treffen zwischen Staats- und Parteichef Hu Jintao und Regierungschef Junichiro Koizumi geplant. Vorwürfe über eine mangelnde Aufarbeitung der Aggressionsgeschichte Japans im Zweiten Weltkrieg, antijapanische Demonstrationen und Territorialstreitigkeiten haben die Beziehungen auf den tiefsten Stand seit drei Jahrzehnten fallen lassen.

Tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten nicht auszuräumen

Schon ein Treffen Hu Jintaos mit Koizumi im April in Jakarta hatte die tiefgreifenden Meinungsverschiedenheiten nicht ausräumen können. Hauptstreitpunkt sind die Pilgergänge Koizumis zum Yasukuni-Schrein in Tokio, wo auch verurteilte Kriegsverbrecher geehrt werden. Im Mai brüskierte Chinas Vize-Ministerpräsidentin Wu Yi den japanischen Regierungschef, indem sie kurzfristig ein geplantes Treffen in Tokio absagte. Chinesische Beobachter sahen in einem möglichen Gespräch in Gleneagles eine wichtige Gelegenheit, um Differenzen auszuräumen.

"Wenn sich beide nicht treffen, wird das Problem ziemlich ernst", sagte Professor Zhong Wei von der Beijing Normal University. Das bedeute, dass sich ein "kalter Krieg" entwickle. Während Koizumi in Gleneagles bei den G8-Staaten für einen ständigen Sitz Japans im Weltsicherheitsrat werben will, ist China gegen eine solche Aufnahme. Peking spricht Tokio die moralische Qualifikation dafür ab, weil es sich nicht seiner Kriegsvergangenheit stelle. (APA/dpa)